Marcellus Maximus meint. - Ausgabe #1
Vor knapp drei Wochen deaktivierte ich meinen Twitter-Account, weil das Medium nicht für Diskussionen auf dem Niveau geeignet ist, welches ich mir vorstelle. Diese Entscheidung war richtig. Nun habe ich ihn trotzdem reaktiviert. Der Grund dafür ist, dass ich zukünftig - abhängig von der mir zur Verfügung stehenden Zeit - ungefähr einmal pro Woche kommentierte Netzfundstücke aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Kultur zusammenstellen und als Newsletter veröffentlichen werde. Twitter werde ich in diesem Zusammenhang primär dafür nutzen, die Menschen zu erreichen, welche mir dort folgen und meine Abmeldung bedauert haben. Zusätzlich kann man diesen Newsletter per Email abonnieren. Einen Account bei Instagram gibt es ebenfalls, der Link befindet sich in der Beschreibung. Nun aber los.
Politik/Gesellschaft
Zum Tod von George Floyd und den Aktionen/Demonstrationen dazu, habe ich mich bisher bedeckt gehalten. Das lag nicht daran, dass mich dieser Vorfall nicht genauso schockiert hätte, wie jeden anderen empathischen Menschen auch. Viel mehr war der Grund dafür, dass mir die Instrumentalisierung durch bestimmte Gruppen und die simplifiziert-einseitige Darstellung der Problematik, sowie die unkritische Unterstützung hochproblematischer Gruppierungen, wie “Black Lives Matter” gegen den Strich gingen. Ganz abgesehen von den gewalttätigen Ausschreitungen, für die es meiner Meinung nach keine Rechtfertigung gibt. Das sehr gute Interview mit dem dunkelhäutigen ehemaligen Harvard- und jetzt Brown-Professor Glenn Loury in der NZZ gibt wieder, was ich über das Thema denke. Leider kommen Dunkelhäutige, die eine andere bzw. differenziertere Sicht auf bestimmte Aspekte in der Debatte haben, in deutschen Medien nicht zu Wort. In der schwarzen “Community” gelten sie ohnehin als Ketzer. Diese Erfahrung mache ich selbst seit den 90er Jahren.
«Rassismus existiert, aber er erklärt nicht, was hier passiert»
Der Aufruhr über Polizeigewalt sei die Folge einer verzerrten Darstellung des Problems, sagt der schwarze «Nein-Sager» und Ökonom Glenn Loury. Er lenke mit der «leeren These vom Rassismus» den Blick von den wirklichen Problemen der schwarzen Amerikaner ab.
Dass mit Barbara Borchardt von der Partei “Die Linke” eine Frau zur Landesverfassungsrichterin in Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde, die nicht nur Mitglied in einer vom Verfassungsschutz als Organisation mit “linksextremistischer Bestrebung” eingeschätzten Gruppe ist, sondern diese sogar mitgegründet hat, ist meiner Meinung nach ein veritabler Skandal. Noch besorgniserregender, aber erwartbar, finde ich, dass diese Personalie relativ wenig Aufsehen erregt hat. Man stelle sich in diesem Zusammenhang eine Person mit ähnlichen Bezügen zum Rechtsextremismus vor. Niemals wäre diese in eine solche Position gekommen. Und das aus guten Gründen. Nun stellt sich heraus, dass es auch in Hamburg mit Cornelia Ganten-Lange eine Verfassungsrichterin mit engen Verbindungen zum Linksextremismus gibt. Auch hier wundert mich das laute Schweigen nicht. Linksextremismus wird leider immer noch als der weniger schlimme Extremismus angesehen. Dass Extremismus per se abzulehnen ist, lässt sich leider schwer vermitteln.
Auch in Hamburg: Verfassungsrichterin mit „extremistischen“ Kontakten - WELT
Die Wahl einer radikalen Linken zur Verfassungsrichterin in Mecklenburg-Vorpommern hat bundesweit für Empörung gesorgt. Auch in Hamburg amtiert eine Richterin, die Kontakte zur linken Szene und zur verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) hat.
Mit großem Genuss habe ich den folgenden Artikel über den Zusammenhang zwischen der Bioszene und Verschwörungstheorien gelesen, welcher vor brillianten Formulierungen nur so strotzt. Mein Lieblingssatz:
Dann wisse man beispielsweise einfach, auch wenn „der größte Teil unserer Gelehrten“ das nicht begreifen wolle, dass, „wenn man einmal auf die Natur selbst“ horche, auch schlimme Krankheiten sich mühelos durch Rohkost und „vegetarische Nahrung“ besiegen ließen – wie ein berühmter Tierfreund und Vegetarier am 25. April 1942 bei einem seiner Tischgespräche in der Reichskanzlei ausführte.
Herrlich!
Corona und Verschwörungstheorie: Macht Bio wirr? - taz.de
Klar, wir sind zwar alle nicht ganz dicht, aber manche knallen gerade total durch. Ist die vegane Bioszene besonders anfällig für Verschwörungsmythen?
Zu guter Letzt in dieser Rubrik, ein Artikel vom immer lesenswerten Stefan Laurin über die Causa Achille Mbembe und Antisemitismus.
Die Räume für Antisemiten werden enger - Salonkolumnisten
Kultur
Helge Schneider hat eine traurige aber nachvollziehbare Stellungnahme auf Youtube veröffentlicht. Vielleicht wird er nie wieder auftreten. Das wäre sehr schade. Ich schätze ihn seit Anfang der 90er Jahre sehr.
Die BBC hat bekanntgegeben, dass sie den Sendebetrieb von BBC Four nicht einstellt. Das ist eine gute Nachricht.
BBC Four—UK's specialist arts TV channel—saved from the chop | The Art Newspaper
Critics say new strategy means station will become a home for repeats with less investment in arts programming
Zum Start der neuen Website der Galerie Sprüth Magers hat der Rest von Kraftwerk einen Video-Remix des Stücks “Homecomputer” produziert. Florian Schneider ist ja kürzlich gestorben, Ralf Hütter betreibt die Firma bereits seit 2008 allein. Was ich davon halte, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Dass Kraftwerk in mehrfacher Hinsicht eine Institution sind, ist unbestritten.
Kraftwerk HOMECOMPUTER – Sprüth Magers
As a special project for Sprueth Magers, and premiering exclusively on the gallery’s website, Kraftwerk have created a newly edited video to accompany It’s More Fun to Compute / Home Computer from their live album 3-D The Catalogue (2017).