Marcellus Maximus meint. - Ausgabe #53
Vorab möchte ich mich dafür entschuldigen, dass der Newsletter erst heute erscheint aber gestern ging es zeitlich einfach nicht. Diese Woche wurde ich zum ersten Mal geimpft, die zweite Dosis bekomme ich im August. Die Normalität rückt wieder näher.
Gescheitert ist diese Woche das “Wehrhafte-Demokratie-Gesetz”, weil man sich nicht darauf verständigen konnte, ein verpflichtendes Bekenntnis zu Rechtsstaat und Demokratie aufzunehmen. Eine groteske Diskussion. Es sollte Konsens darüber herrschen, dass Organisationen, die das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung für eine Zumutung halten, nicht vom Staat mit Fördermitteln ausgestattet, sondern vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Interessant war auch das laute Schweigen zum Gastbeitrag von Wladimir Putin in der “Zeit”. Bei einem Gastbeitrag von Viktor Orbán in der FAZ wäre die Hölle los gewesen. Dazu passt die Debatte um Regenbogenfarben. Echter Mut wäre, diese auch in Qatar oder Russland zu zeigen. Das passiert aber nicht, wodurch die gesamte Kampagne als scheinheilig entlarvt ist. Das bezieht sich auch auf die regenbogenfarbenen Logos vieler Unternehmen.
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Nun aber los.
Heute geht es unter Anderem um Radikalisierung, Ahnungslosigkeit und Scheinmoral.
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Politik und Gesellschaft
Wie weit sich ein Teil des Klimaschutz-Milieus radikalisiert hat, zeigte erneut ein Gerichtsurteil. Eine Besetzerin aus dem Dannenröder Forst wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Dass jemand, der einer Straftat beschuldigt wird, seine Identität nicht preisgeben muss, finde ich sehr merkwürdig.
Das Amtsgericht Alsfeld in Hessen sah es als erwiesen an, dass die Frau am 26. November vergangenen Jahres in einem Protestcamp in dem Waldstück in Mittelhessen auf einer Seiltraverse in rund 15 Metern Höhe einen Polizisten mehrfach ins Gesicht und einmal gegen den Kopf getreten und einem weiteren Beamten ihr Knie ins Gesicht gestoßen hat.
Nach Überzeugung des Gerichts hat sich die Frau in zwei Fällen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte schuldig gemacht – davon einmal in einem besonders schweren Fall – sowie des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und der gefährlichen Körperverletzung.
Die Frau saß seit ihrer Festnahme Ende November vergangenen Jahres wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft, weil sie ihre Identität nicht preisgab. Das Gericht gab ihr den Namen »UwP1«, was für »Unbekannte weibliche Person« steht. Sie selbst nannte sich »Ella«. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Waldbesetzerin zu Gefängnisstrafe verurteilt – Tumult im Gericht - Spiegel
Bei Youtube stieß ich auf ein Video, in dem die Grünenpolitikerin Irina Gaydukova bei der Vorstellungsrunde auf dem Landesparteitag Fragen beantworten soll. Das Ergebnis ist ein Paradebeispiel für Ahnungslosigkeit. Interessant ist das vor Allem deshalb, weil sie auf Listenplatz 2 der Grünen im Saarland steht. Ich habe gelesen, dass die kritische Berichterstattung über diesen Auftritt bereits als frauenfeindlich und sogar fremdenfeindlich bezeichnet wurde, weil Deutsch offenbar nicht ihre Muttersprache ist. Natürlich ist Häme fehl am Platz, aber meiner Meinung nach muss sich jemand, der gute Chancen hat, ein Bundestagsmandat zu ergattern und somit wahrscheinlich die Geschicke des Landes mitsteuern wird, kritisch beobachten lassen. Fairerweise sollte man darauf hinweisen, dass es natürlich Aussetzer gibt. In diesem Fall wirkt es auf mich allerdings eher so, als habe sie einfach keinen blassen Schimmer von zentralen Themen ihrer Partei. Laut eines Medienberichts hat sie die Grünen inzwischen auf eigenen Wunsch verlassen.
Besorgniserregend ist das Vorhaben einer Reform des Jugendmedienschutz-Vertrags der Länder. Mit diesem sollen die Anbieter von Betriebssystemen verpflichtet werden, Jugendschutzfilter vorzuinstallieren und so alle Webseiten zu blockieren, die nicht für unter 18-Jährige geeignet oder nicht mit einem Alterslabel versehen sind. Das beträfe die meisten Webseiten der Welt.
Einer der problematischen Aspekte des Diskussionsentwurfs liegt laut den Kritikern darin, dass der allergrößte Teil der Inhalte im internationalen Internet über keine technischen Alterskennzeichen im Sinne des JMStV verfüge. Es sei auch nicht zu erwarten, dass sämtliche Webseiten-Betreiber "in Zukunft nach dem deutschen System labeln werden". Dies würde Betriebssystem-Anbieter "zu einem faktischen Sperren weiter Teile des Internets verpflichten – und zwar im Ausgangspunkt auf sämtlichen Geräten", solange die Altersverifizierung der Nutzer nicht abgeschlossen sei.
"Reichweitenstarke Anbieter von Telemedien mit redaktioneller Verantwortung", die mehr als 100.000 Nutzer pro Monat haben, sollen zudem eine Softwareschnittstelle parat halten müssen, die es dem Betriebssystem erlaubt, die Altersstufe des Anwenders anonymisiert zu übermitteln. Die Daten sollen nach jedem Zugriff unverzüglich wieder gelöscht werden. Entsprechende Betreiber etwa von Nachrichtenseiten müssten zudem softwarebasiert sicherstellen, dass entwicklungsbeeinträchtigende Angebote nur entsprechend der dafür geeigneten Altersstufen zugänglich sind.
Für Medienplattformen, Vermittler und gegebenenfalls Videoportale wie YouTube mit mehr als einer Million Nutzern pro Monat kommt mit dem Vorhaben zusätzlich die Auflage zu, Systeme einzurichten und zu betreiben, die es Nutzern erlauben, nicht angemessen gekennzeichnete unzulässige und entwicklungsbeeinträchtigende Angebote zu melden. Gegebenenfalls müssten sie auch selbst Inhalte klassifizieren. Die Vorschriften sollen auch für ausländische Anbieter gelten, deren Dienste "zur Nutzung in Deutschland bestimmt sind".
Bei der Beurteilung einer Entwicklungsbeeinträchtigung müssen Anbieter dem Entwurf zufolge zudem künftig neben inhaltlichen Risiken "insbesondere auch Kommunikations- und Kontaktrisiken, Mechanismen zur Förderung eines exzessiven Mediennutzungsverhaltens sowie ökonomische Risiken" beachten.
Länder wollen Zwangsfilter in allen Betriebssystemen – Verbände laufen Sturm - Heise
Michael Wolffsohn hat einen kritischen Artikel zur Idee der Grünen, eine alternative Erinnerungskultur zu etablieren, geschrieben.
Kein einziges Mal wird der sechsmillionenfache Judenmord erwähnt, das Thema deutscher Erinnerungskultur. Als käme hier der Holocaust-Schlussstrich. Zugleich diese Klage: Noch immer gebe es «Leerstellen in der Aufarbeitung der deutschen Verbrechensgeschichte». Der Nationalsozialismus müsse weiter konsequent aufgearbeitet und bisher «wenig beachtete Opfergruppen» (wie «die sogenannten Asozialen», «Berufsverbrecher» und «Euthanasie»-Opfer) sollen durch eine angemessene Entschädigung anerkannt werden. «Leerstellen», schlimme NS-Verbrechen gewiss, werden erwähnt, nicht jedoch das deutsche Urverbrechen.
Damit kündigen die Grünen den bisher national und international gültigen geschichtspolitischen Basiskonsens auf. Sogar die alles andere als judenfreundliche Uno, deren Unterorganisation Unesco gar die jüdischen Wurzeln Jerusalems bestreitet, begeht alljährlich einen Holocaust-Gedenktag. Wegen dessen Einzigartigkeit. In Deutschland ist er seit 1996 gesetzlich verankert.
«Unser koloniales Erbe»? Von 1884 bis 1918 kürzer als bei anderen und seit mehr als 100 Jahren vorbei. Ja, in «Deutsch-Südwest» wurden Abertausende Afrikaner massakriert. Ein Megaverbrechen, aber nicht mit dem von den Grünen unerwähnt gelassenen Holocaust vergleichbar. Dennoch wollen die Grünen das Holocaust-Bewältigungs-Muster von finanzieller Wiedergutmachung und Aufarbeitung anwenden. Die finanzielle Wiedergutmachung für die Holocaustüberlebenden erreichte diese wenigstens persönlich. In Namibia käme sie der vierten oder fünften Generation der Nachfahren zugute. Die heutigen Nachfahren der einstigen Opfer Deutschlands sind keine Opfer. Die heutigen Nachfahren des kaiserlichen Deutschland sind keine Täter. Sie tragen keine Schuld. Weshalb also eine Entschuldigung? Wäre nicht, statt gekünstelter PR-Busse nach über hundert Jahren, Freundesgeld versöhnender als Blutgeld?
Die Grünen schreiben: «Gleichzeitig muss sich die deutsche Erinnerungskultur für die Erfahrungen und Geschichten der Menschen öffnen, die nach Deutschland eingewandert sind.» Im Klartext: Türken und andere Muslime, vor allem arabische. Offenbar wissensblank giessen die Grünen Öl ins schwelende Feuer, denn das sind die Geschichte und «Geschichten der Menschen»: Die Kooperation des Osmanischen Reiches mit dem preussischen Militär im 19. Jahrhundert. Die Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg, einschliesslich der deutsch-türkischen Kooperation beim Massenmord an den Armeniern, 1915. Die Zusammenarbeit arabischer Nationalisten und «Islamisten» im Zweiten Weltkrieg, sogar bezüglich des Holocaust. Die Gastfreundschaft Ägyptens und Syriens für alte NS-Kämpfer nach 1945. Die Kooperation palästinensischer mit den linksdeutschen RAF- und den rechtsdeutschen Terroristen der Wehrsportgruppe Hoffmann. Deutschlands Muslime werden sich für diese «Erfahrungen und Geschichten» bei den Grünen bedanken.
Fazit: Die Programmatik grüner Erinnerungskultur ist scheinmoralisch, undurchdacht und weist klaffende Wissenslücken auf. Blamabel für eine Akademikerpartei.
Im Geschichtsverständnis der Grünen zeigt sich die ganze Scheinmoral - Neue Zürcher Zeitung
Winston Marshall, Gitarrist der Band Mumford & Sons verlässt die Band. Grund dafür sind Vorgänge auf Twitter. Er hat sich in einem Beitrag erklärt.
At the beginning of March I tweeted to American journalist Andy Ngo, author of the New York Times Bestseller, Unmasked. “Congratulations @MrAndyNgo. Finally had the time to read your important book. You’re a brave man”. Posting about books had been a theme of my social-media throughout the pandemic. I believed this tweet to be as innocuous as the others. How wrong I turned out to be.
Over the course of 24 hours it was trending with tens of thousands of angry retweets and comments. I failed to foresee that my commenting on a book critical of the Far-Left could be interpreted as approval of the equally abhorrent Far-Right.
Nothing could be further from the truth. Thirteen members of my family were murdered in the concentration camps of the Holocaust. My Grandma, unlike her cousins, aunts and uncles, survived. She and I were close. My family knows the evils of fascism painfully well. To say the least. To call me “fascist” was ludicrous beyond belief.
I have spent much time reflecting, reading and listening. The truth is that my commenting on a book that documents the extreme Far-Left and their activities is in no way an endorsement of the equally repugnant Far-Right. The truth is that reporting on extremism at the great risk of endangering oneself is unquestionably brave. I also feel that my previous apology in a small way participates in the lie that such extremism does not exist, or worse, is a force for good.
For me to speak about what I’ve learnt to be such a controversial issue will inevitably bring my bandmates more trouble. My love, loyalty and accountability to them cannot permit that. I could remain and continue to self-censor but it will erode my sense of integrity. Gnaw my conscience. I’ve already felt that beginning.
The only way forward for me is to leave the band. I hope in distancing myself from them I am able to speak my mind without them suffering the consequences.
Why I’m Leaving Mumford & Sons
Zum Ende der Rubrik wieder sehenswerte Videos. Los geht es damit, dass sich mit Noel Gallagher ein weiterer Prominenter kritisch zur “woke culture” geäussert hat. Ab Minute 06:07.Das Interview ist aber auch wegen der popkulturellen Aspekte in Gänze sehenswert.
Schon älter, aber ein Sehvergnügen ist das Interview von Dylan Jones mit Ricky Gervais.
Zu guter Letzt “Unter den Linden” mit Harald Welzer und Norbert Bolz.
Kultur
Coverversion der Woche: The Fall - Strychnine
Ursprünglich wurde dieser Garagenklassiker von den Sonics 1965 komponiert und aufgenommen. The Fall, die immer ein gutes Händchen für Coverversionen hatten, haben auch aus diesem Stück ihren recht eigenen Stempel aufgedrückt.