Prolog
Es ist eine Binse, dass jede Verbesserung mit der Akzeptanz von Fakten beginnt. Probleme lassen sich nur lösen, wenn man sie als solche zur Kenntnis nimmt. Wer nicht unter einem Stein lebt, weiss das. Trotzdem hält der Trend, Fakten nur selektiv wahrzunehmen und andere auszublenden oder ihre Existenz gar zu bestreiten, an. Davon profitieren, wie Wahlergebnisse zeigen, hauptsächlich Parteien, denen das Wohl der Gesellschaft egal ist.
Man kann über Krawallmedien, in deren Darstellung jeden Tag die Welt untergeht, schimpfen wie man will: Sie existieren - genau wie erwähnte Parteien - auch deshalb, weil bestimmte Sachverhalte in seriösen Publikationen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht oder nur unzureichend behandelt werden. Wenn selbst die Tagesschau Falschnachrichten verbreitet, ist ein kritischer Punkt erreicht. Aber auch Medienbashing ist ein wenig letzte Saison und wird langsam langweilig.
Es liegt an der Gesellschaft, wieder zueinander zu finden. Dass sich die Menschen zunehmend in ihren Milieus abschotten und somit in völlig unterschiedlichen Wahrnehmungswelten leben, erschwert dies. Ebenfalls wenig hilfreich sind die Bewirtschafter der Aufmerksamkeitsökonomie aller Lager. Sie arbeiten nicht selten ganz bewusst mit Lügen, unredlichen Auslassungen und der Dämonisierung politisch Andersdenkender.
Glücklicherweise gibt es noch genug Menschen, die diese Fehlentwicklung sehen und stoppen wollen. Mit diesen gilt es in Diskurs zu treten gehen und gemeinsam Lösungen für ein zivilisierteres Miteinander zu entwickeln. Das ist mir seit Jahren ein Anliegen und ich werde auch weiterhin daran arbeiten. Zahlreiche positive Gespräche lassen mich hoffen.
In eigener Sache: Mich erreichten zahlreiche Hinweise, dass der Spenden-Button nicht funktioniert. Offenbar handelt es sich um ein technisches Problem. Bis es behoben ist, sind Zuwendungen per Überweisung möglich. Schicken Sie mir einfach eine Mail an kontakt@peithmann.net und ich sende Ihnen die Bankverbindung.
Nun aber los. Nun aber los. Heute geht es unter anderem um Maßlosigkeit, Manipulation und Meinungsvielfalt.
Politik und Gesellschaft
Laut ARD-Deutschlandtrend wünschen sich drei von vier Deutschen eine andere Asyl- und Flüchtlingspolitik. Das ist also eine Tatsache. Die gefällt allerdings einer lauten Minderheit nicht. Diese versucht mit allen Mitteln, legitime Kritik an faktisch vorhandenen Misssständen als menschenverachtend oder rechtsradikal zu diffamieren. Sind drei von vier Deutschen rechtsradikale Unmenschen? Natürlich nicht.
In diesem Zusammenhang muss die Frage erlaubt sein, warum seitens der Regierung seit Jahren die gleichen Rechtsfragen geprüft werden. Ebenso legitim ist die Schlussfolgerung, dass es sich bei diesem nie endenden Prüfvorgang eher um eine Verzögerungstaktik handelt. Ähnliches gilt für Rücknahmeabkommen.
Nun hat der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, in einem Interview klare Aussagen zu diesem Thema gemacht. Dass ihm zahlreiche juristische Laien Ahnungslosigkeit unterstellen, hätte man früher mit lautem Lachen quittiert.
In einer Zeit, in der Experten ohne Expertise die Talkshows bevölkern und auch sonst der wissensfreie Sachverstand immer mehr um sich greift, geht vieles einfach durch. Ernstzunehmen ist es natürlich trotzdem nicht. Wer Aussagen wider alle Fakten als Unsinn diffamiert, weil sie nicht ins eigene Weltbild passen, sagt mehr über sich, als über die diffamierte Person aus.
„Ich halte Zurückweisungen nach Paragraf 18 Asylgesetz nicht nur für möglich, sondern sogar für geboten“, sagte Papier der „Bild“. Nach Paragraf 18 sei Menschen, „die aus sicheren Drittstaaten einreisen, die Einreise zu verweigern“. Deutschland sei „ausnahmslos von sicheren Drittstaaten“ umgeben.
Papier zufolge gibt es keine europarechtlichen Regelungen, die über deutschem Recht wie dem Paragrafen 18 des Asylgesetzes stehen. Dieser Paragraf erlaubt Zurückweisungen von Asylbewerbern, die über ein anderes EU-Land nach Deutschland einreisen und Asyl beantragen wollen.
Zu Einwänden, Zurückweisungen seien aus europarechtlichen Gründen wie der „Dublin-II-Verordnung“ an der deutschen Außengrenze nicht ohne Weiteres möglich, sagte Papier, diese Frage stelle sich eigentlich nicht: „Denn in der Frage, wer zu uns kommen darf, ist der Kernbereich der staatlichen Souveränität Deutschlands unmittelbar betroffen.“ Ein souveräner Staat könne „nicht gezwungen werden, jeder Person aus der Welt, die an der Grenze angibt, Asyl zu wollen, die Einreise zu gewähren“.
Der „Kernbereich“ der staatlichen Souveränität Deutschlands sei „unantastbar und unverzichtbar“ und stehe „über europäischem Recht“, sagte Papier weiter.
Zurückweisungen an der Grenze „nicht nur möglich, sondern sogar geboten“ - Welt
Ein weiteres Problem in der gesellschaftlichen Debatte ist die Übertreibung. Im Nachgang der Wahlen in Sachsen und Thüringen waren einige zu vernehmen. Jürgen Kaube hat dafür die richtigen Worte gefunden.
Die Chefredakteurin des ZDF, Bettina Schausten, leitete ihren Kommentar zu den Ergebnissen in Thüringen und Sachsen mit der Erinnerung daran ein, dass vor genau 85 Jahren Deutschland (das Deutsche Reich) Polen überfallen habe, was zum Zweiten Weltkrieg und zum Mord an sechs Millionen Juden führte. Mittels der Begriffe „rechtsextremistisch“ für die AfD und „Faschist“ für Björn Höcke rechtfertigte sie den Vergleich. Zwar seien deren Wähler keine „Neonazis“, aber, „und das ist nicht weniger erschütternd“, es sei ihnen egal, rechtsextrem zu wählen.
Nun wäre es bei klarem Verstand durchaus mehr erschütternd, würde ein Drittel der Wähler in Thüringen sich als neue Nationalsozialisten verstehen. Wie viele von ihnen für einen Einmarsch in Polen oder in ein anderes Nachbarland plädieren würden, einen Weltkrieg oder einen Massenmord, haben die demoskopischen Dienstleister des ZDF bislang nicht erfragt. Die SA hatte im August 1932 fast eine halbe Million Mitglieder, die SS zählte mehr als 50.000. Wir müssen uns daher unter dem gegenwärtigen Faschismus – der auch schon Donald Trump, Giorgia Meloni oder Marine Le Pen attestiert wurde – etwas durchaus anderes vorstellen als unter dem herbeizitierten historischen. Der maßlose Vergleich mit dem 1. September 1939 verharmlost überdies das damalige Geschehen auf unanständige Weise.
Maßlose Vergleiche - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Nachdem Jan Böhmemann mit einem Artikel in der “Zeit” eine Menge Öl ins Diskursfeuer goß, antwortet ihm dort nun Ulf Poschardt. Solche Feuilleton-Debatten gibt es heutzutage viel zu selten.
Eine pluralistische Gesellschaft kommt im Ideal ohne Gräben aus, vor allem deswegen, weil sie Differenz als Bereicherung und nicht als Bedrohung versteht. Noch schwieriger wird es mit dem Gelingen gesellschaftlicher Diskussion über den künftigen Weg, wenn – wie am Ende des Böhmermann-Essays – eine Art Katechismus der Menschen von heute und morgen in Stellung gebracht wird, um die Menschen von gestern zuerst auszubuhen, dann auszuschließen und schließlich auszugrenzen.
Die Idee des neuen Menschen ist eher eine alte als eine neue. Nietzsche träumte vom Übermenschen als einer Art Mensch von morgen und meinte damit vor allem den existenziellen Rebellen gegen Staat und Moral. Im Leninismus, wohl eher eine Böhmermann-Inspiration, war der Mensch von morgen der Garant des Gelingens sozialistischer Utopien. Für Weltanschauungen ist das aber ein Warnsignal, wenn es mit den konventionellen Menschen nicht geht, sondern neue hermüssen. Jene Regime, die einen Menschen von morgen (als revolutionäre Avantgarde) idealisierten, gingen in der Regel unmenschlich mit allen anderen um. Ich denke, so sollte es nicht laufen.
Die besten Momente der Bundesrepublik waren kulturell und politisch jene, in denen sich Menschen begegneten, von denen es gemeinhin hieß, dass sie sich feindlich gegenüberstehen müssten (oder gar hassen sollten). Als Erstes fällt mir als 68er-Kind da die intellektuelle Souveränität von Ralf Dahrendorf ein, wie er mit Rudi Dutschke 1968 am Rand des FDP-Parteitags dem anspruchsvollen Streit nicht ausweicht, sondern die Begegnung, umsäumt von Protestierern, zu einer Sternstunde der politischen Kultur macht. Wer aufhört, im anderen das möglicherweise klügere Argument zu vermuten, endet in Selbstgesprächen oder Blasengemütlichkeit. Das ist nicht nur entsetzlich langweilig, sondern verhindert Fortschritt, der – wie alle Marx-Leser wissen – ja nur dank der Dialektik unterschiedlicher Positionen und Interessen voranschreitet. Deswegen sind in der aktuellen politischen Lage vor allem jene Lager hermetisch geworden, die es aufgegeben haben, auf andere reagieren zu wollen. Das eine Lager ist ganz rechts, das andere ziemlich grün.
Viel von den erregten identitätspolitischen Debatten, dem Feldherrengeheul und dem Grabenkampf in der Berliner Republik umgibt etwas Neoprovinzielles und Nationalistisches. Die Deutschen – weder ihre Eliten noch ihre Massen – werden nicht im Alleingang das Weltklima retten. Und auch die globalen Migrationsdynamiken werden sie so nicht zivilisieren können. Im Augenblick wirken wir von außen betrachtet (ich bin nur halbdeutsch, sorry) eher wie ein aufgeblasener Klugsch*****, der ökonomisch und kulturell versagt, dafür aber eine umso größere Klappe hat. Deswegen wäre es am allerwichtigsten, nationalen Größenwahn und nationale Eitelkeit abzulegen und demütig unsere Rolle im internationalen Konzert einzunehmen und erst mal selbst wieder so erfolgreich zu werden, dass wir mit unseren Ideen verführen, anstatt zu verschrecken.
Hier spricht ein Mann von gestern - Zeit
Die Manipulation von Sprache darf nicht unerwähnt bleiben. Darüber habe ich hier bereits häufig geschrieben, aktuell ist das Thema weiterhin. Macht über Sprache verleiht Macht über Menschen. Deshalb wird darum erbittert gekämpft. Alexander Grau setzt sich damit anhand eines Beispiels auseinander.
Empirische Aussagen können jedoch zumindest theoretisch wahr sein. Normative Aussagen hingegen sind niemals wahr oder falsch. Deshalb hört die wissenschaftliche Expertise immer dann auf, wenn die Moral beginnt. Daran muss man auch viele Wissenschaftler immer wieder erinnern.
Dennoch verschwimmen die Grenzen zwischen politischen Aktivismus und Wissenschaft zunehmend. Wissenschaftler nutzen ihre akademischen Titel, um politische Agenden durchzusetzen. Ihre wissenschaftliche Expertise dient dabei als Totschlag-Argument, um demokratische Meinungsbildung im Keim zu ersticken.: Follow the science! Schließlich erübrigt sich jede Diskussion dort, wo der Wissenschaftler die wissenschaftliche Wahrheit verkündet.
Allein schon der Gedanke, dass die aufdringliche Klimaberichterstattung in Medien und Politik noch nicht alarmistisch genug ist, ist bemerkenswert. Noch spannender ist allerdings der Vorschlag des Sprachwissenschaftlers ohnehin schon fragwürdige Wortprägungen wie „Kipppunkte“ durch noch reißerische Formulierungen wie „Metastasen“ zu ersetzen. „Klimawandel“ und „Klimaerwärmung“ sähe der Linguist gerne durch „Klimazerstörung“ und „Klimaselbstmord“ ersetzt, „globale Verbrennung“ durch „Überhitzung“.
Auf gut Deutsch: Mittels Sprachpolitik sollen die Weichen gestellt werden, um rechtliche Maßnahmen, Verbote und Auflagen der Bevölkerung schmackhaft zu machen. Eine Konditionierung mittels Manipulation der Sprache. Und die Pressestelle einer (noch) halbwegs renommierten deutschen Universität präsentiert dergleichen mit erkennbarem Stolz und in schlimmstem Genderdeutsch. Ein Trauerspiel.
Wirklich überraschend sind solche „Studien“ und ihre Akklamation durch den dahinterstehenden akademischen Apparat nicht. Nach dem Kulturbetrieb stirbt nun die Universität. Die Geschwindigkeit, mit der das geschieht, ist allerdings (auch für jemanden, der an besagter Uni vor sechsundzwanzig Jahren promoviert wurde) atemberaubend.
Gehirnwäsche? Unbedingt! - Cicero
Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber wird immer wieder unberechtigt als Islamfeind diffamiert. Aus Anlaß des Erscheinens seines neuen Buchs äußert er sich in einem Interview zu diesem Thema, aber auch zu Meinungsfreiheit im Allgemeinen.
Schreiber: Ich muss vorausschicken, dass ich den Tortenangriff eigentlich schnell abgehakt hatte. Ich denke gar nicht mehr groß darüber nach. Nach ihm habe ich viel Zuspruch erhalten und Solidarität erfahren, das hilft. Aber gerade aus dem journalistischen Milieu bekam ich auch einige Rückmeldungen, die mich sehr nachdenklich gestimmt haben. Beispielsweise warf mir eine Journalistin vor, ich hätte es mit meinen Aussagen über den Islam ja darauf angelegt, mit Torten beschmissen zu werden. Mich hat das sehr verblüfft: von einer Kollegin zu hören, dass irgendetwas, was man publiziert, es rechtfertigt, angegangen zu werden. Solche Reaktionen haben mich dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben.
ZEIT ONLINE: Wenn Ihre Kollegin schon gesagt hat, Sie hätten es darauf angelegt: Glauben Sie denn umgekehrt, dass es jemand in diesem Land verdient, mit einer Torte beschmissen zu werden?
Schreiber: (Pause) Ich überlege gerade länger, weil ich darauf aufrichtig antworten will. Eine Torte ist natürlich fast das Harmloseste, was einem bei einem physischen Angriff passieren kann. Trotzdem bleibt es ein Angriff, deshalb: nein.
Schreiber: Die eigentliche Niederlage muss man doch unserer Debattenkultur bescheinigen. Wir sollten polarisierende Themen miteinander diskutieren können, ohne dass sich jemand aus Angst zurückziehen muss. In meinem Fall ging es noch glimpflich aus, aber ich kenne andere islamkritische Kollegen wie Ahmad Mansour, die so gefährlich leben, dass sie ohne Personenschutz gar nicht mehr vor die Tür gehen können. Diesem Klima der Angst will ich mit meiner Streitschrift etwas entgegensetzen.
ZEIT ONLINE: Sie sprechen sich dafür aus, auch extreme Positionen wie die der AfD mehr zu Wort kommen zu lassen. Bislang lautete eine Strategie gegen Rechtsradikale, ihnen möglichst keine Bühne zu lassen. Glauben Sie, der jüngste Erfolg der AfD bei den Landtagswahlen hätte verhindert werden können, wenn ihre Vertreter mehr zu Talkshows eingeladen worden wären?
Schreiber: Es gibt immer wieder diesen Aberglauben, ein Gedanke entstünde erst dann, wenn er öffentlich ausgesprochen wird. Ob Björn Höcke nun im Fernsehen auftritt oder nicht – sein Gedankengut teilen da ja aber bereits viele Menschen. Unter anderem auch, weil die etablierten Medien heutzutage keine Gatekeeper mehr sind. Umgekehrt werden Gedanken nicht unbedingt dadurch aufgewertet oder verführerischer, wenn sie im Fernsehen ausgesprochen werden: Ganz im Gegenteil glaube ich, dass viele Auftritte eher für Entsetzen und Aufklärung sorgen. Wir müssen da offener und mutiger werden.
ZEIT ONLINE: In Ihrer Streitschrift berufen Sie sich an zentraler Stelle auf Marshall B. Rosenbergs Konzept der gewaltfreien Kommunikation, in der es um ein empathisches Miteinander geht. Insbesondere wünschen Sie sich, dass Diskutieren kein Wettkampf mehr sein soll, "bei dem es darum geht, den anderen in Grund und Boden zu reden". Ist das nicht eine naive Vorstellung von politischer Kommunikation, die ja immer auch performativ ist?
Schreiber: Dieser Wunsch ist keine Forderung, von der ich erwarten würde, dass sie immer befolgt wird. Eher ist sie eine Art innerer Richtschnur, an der man sich orientieren soll. Viel zu oft beobachte ich bei politischen Gesprächen, dass die Leute anscheinend erst dann zufrieden sind, wenn ihr Gegenüber einknickt. Der Treppenwitz ist, dass ja oft beide Seiten jeweils behaupten, gewonnen zu haben. Stattdessen zu akzeptieren, nach einem Gespräch auch auseinandergehen zu können, ohne sich zu einigen, ohne zu gewinnen oder zu verlieren, würde viel Leidensdruck aus der Debatte nehmen. Das ist nicht naiv, sondern pragmatisch und im Sinne unserer demokratischen Kultur.
ZEIT ONLINE: Innerhalb der letzten Jahre hat sich der Meinungskorridor in Deutschland stark verschoben. Migrations- und islamkritische Positionen sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wie erklären Sie sich diese Verschiebung?
Schreiber: Ich sehe die Verschiebung so pauschal ehrlicherweise nicht. Auch da würde ich wieder sagen: Die Lebenswirklichkeiten und die Bubbles sind getrennter denn je. Ich kenne viele Viertel in Berlin, Hamburg oder Frankfurt, wo ich nicht sagen würde, dass sich dort der Diskurs im konservativen Sinne verschoben hat.
"Ich glaube, Sie finden nichts Islamfeindliches von mir" - Zeit
Zum Ende der Rubrik wieder Sehens- und Hörenswertes. Philip Kovce sprach bereits im Mai mit Wolfram Eilenberger.
Wer mit anderen denkt, denkt anders Denken ist ein intimes Geschäft, das nur einzelne je vollziehen können. Doch ausgerechnet das Denken ist zugleich existenziell auf andere angewiesen: auf ein Gegenüber, das zustimmt, widerspricht, anregt, hinterfragt. Wie gelingt ein solches Denken mit anderen? Wie lässt es sich üben? Von der Praxis des Denkens hängt jedenfalls nicht nur ab, wie wir die Welt verstehen, sondern auch, wie wir in der Welt mit anderen zusammenleben.
Kultur
In einer Diskussion wurde neulich die Frage aufgeworfen, warum es inhabergeführten Buchhandlungen an Kunden fehlt und sie nicht mehr als “kulturelle Knotenpunkte” gewürdigt werden. Neben Ignoranz gegenüber Entwicklungen in der Branche würde ich vor Allem das Aussterben des klassischen Kulturmilieus als Grund ausmachen. Bei Lesungen/Vorträgen, in Museen/Galerien oder auch in klassischen Konzerten und der Oper sieht man verhältnismäßig wenig junge Menschen. Das war in meiner Jugend noch anders. Was hat sich seitdem verändert?
Coverversion der Woche: Sergio Mendes & Brasil '66 - Mas Que Nada
Der Tod des großartigen Sérgio Mendes vor drei Tagen hat die Auswahl erleichtert. Das Stück “Mas Que Nada” wurde 1963 von Jorge Ben (später bekannt als Jorge Ben Jor) geschrieben und auf dessen Debütalbum “Samba Esquema Novo” veröffentlicht. 1958 nahm der brasilianische Künstler José Prates einen Titel namens “Nanã Imborô” auf, der auf dem Album “Tam... Tam... Tam...!” erschien. Dieser enthielt bereits die zugrunde liegende Melodie und den Gesangsstil. Wäre man ganz genau, würde man diese Version als das Original bezeichnen. Unter besagtem Titel erschien allerdings erst die Version von 1963.
Sérgio Mendes coverte das Lied 1966 mit seiner Band Brasil '66 auf dem Debütalbum “Herb Alpert Presents Sergio Mendes & Brasil '66”. In den Vereinigten Staaten erreichte die Single Platz 47 der US Billboard Hot 100 und Platz vier der Billboard Easy Listening Charts. In Kanada erreichte sie Platz 54. Außerhalb Brasiliens ist diese Version bekannter als Jorge Bens Original und für viele die entscheidende Interpretation des Liedes.