Prolog
In diesem Newsletter ging es von Anfang an auch um Kritik an immer häufiger zu beobachtenden Versuchen, die Gesellschaft grundsätzlich umzubauen. Desweiteren warne ich seit vielen Jahren davor, dass, wenn Probleme der Gesellschaft nicht in ihrer Mitte diskutiert werden, sich die radikalen und extremistischen politischen Ränder ihrer bemächtigen und dadurch gestärkt werden. Lange wurde ich dafür belächelt.
Erst, als ich zum Linksrutsch der CDU unter Angela Merkel anmerkte, dass dadurch rechts der Partei eine Lücke entstehe, die irgendwann von einer unangenehmen Gruppierung geschlossen werden würde. Genau das passierte. Dann hieß es allerorten, die AfD würde niemals in den Bundestag einziehen. Ich hielt das hingegen nicht nur für eine Möglichkeit, sondern für höchst wahrscheinlich. Die Migrationspolitik der Bundesregierung spülte die Partei dann direkt in die Herzkammer der Demokratie. Zuletzt hieß es dann, die AfD würde ohnehin nicht in Regierungsverantwortung gelangen. Auch das hielt ich nie für ausgeschlossen. Die heutigen Sonntagsfragen von “Infratest dimap” und “YouGov” sehen die AfD mit 16 bzw. 17% vor SPD und Grünen.
Wir haben es hier zudem nicht mit einem klassischen Rechtsruck zu tun, sondern damit, dass sich immer weniger Bürger mit der Politik der Bundesregierung und verschiedenen Zeitgeistströmungen, die von ihr kritiklos aufgegriffen werden, identifizieren können und das in ihrem Wahlverhalten beziehungsweise dem Nichtwählen (Die größte Gruppe sind inzwischen die Nichtwähler.) zum Ausdruck bringen. Das ist eine Katastrophe mit Ansage. Ich bin wahrlich nicht der Einzige, der seit Jahren vor dieser Entwicklung warnt. Diese Warnungen wurden und werden leider ignoriert. Nun haben wir den Salat. Man kann nur hoffen, dass das Umdenken an den richtigen Stellen noch rechtzeitig einsetzt.
Nun aber los. Heute geht es unter anderem um Meinungsfreiheit, Familienbande und Harmonie.
Politik und Gesellschaft
Zum Einstieg passt der Versuch des Senders CNN, in die politische Mitte zu rücken. Dort wurde erkannt, dass übermäßig einseitige Positionierung von Medien letztlich der Demokratie schadet. Den Anhänger des Senders gefällt dieser löbliche Ansatz nicht, was viel über ihren Anspruch und ihre Gedankenwelt aussagt.
Doch Zaslav gelang es, Licht zu überreden. Er machte seinem Freund den Job als dessen Berufung schmackhaft. Er könne CNN zur «vertrauenswürdigsten Marke» in der Medienwelt machen, sagte er ihm. Eine Marke, an die alle Bürger glauben und die damit sämtliche Echokammern sprengt. «Es ist wichtig für Amerika. Es ist wichtig für eine funktionierende Gesellschaft.»
Im Gegensatz zum rechten Fox News und zum linken MSNBC sollte CNN keine «Interessenvertretung» betreiben, sondern kontroverse Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Licht gefiel die Idee, den Sender umzubauen, um damit nicht weniger als die amerikanische Demokratie zu retten.
Trotzdem empörte sich manch linker Beobachter über die neue Ausgewogenheit bei CNN. Nachdem Licht im September die Morgensendung mit einem neuen Moderatorenteam besetzt hatte, nannte ihn der Journalist Keith Olbermann einen «TV-Faschisten». Unter anderem störte er sich an der Moderatorin Kaitlan Collins, die früher für ein konservatives Internetportal gearbeitet hatte.
Tanz mit Trump: CNN wagt den Wandel - Neue Zürcher Zeitung
Der Skandal im “Familienministerium” von Robert Habeck weitet sich aus. Dass Staatssekretär Graichen eventuell über Freundschaftsverhältnisse täuschte, ist nur ein Aspekt. In Anbetracht aller bekannter Fakten gibt es diesbezüglich nun wirklich nichts mehr zu beschönigen. Vor allem deshalb nicht, weil die Grünen am Lautesten nach Rücktritten riefen, wenn es um Vorfälle innerhalb der CDU oder der FDP ginge.
Graichen selbst soll Teilnehmern zufolge in der Sitzung gesagt haben, von sechs Kandidaten für den Chefposten in der DENA sei er mit fünf per Du, im Bewerbungsgespräch habe man sich aber gesiezt. Arbeitsrechtler Thüsing weist darauf hin, dass Siezen unter den Freunden eine Täuschung bedeuten könnte. Graichen müsse diese Anrede jetzt erklären. „Wussten die anderen Mitglieder der Kommission davon oder nicht?“, fragt sich der Rechtsprofessor. „Wollte er Distanz suggerieren, die nicht bestand?“
Möglicherweise weitet sich die Affäre noch aus. Denn neben Graichen saß auch der Parlamentarische Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel (ebenfalls Grüne) in der Findungskommission, in der es nur drei Stimmen gab, also immer eine grüne Mehrheit. Wenzel ist Aufsichtsratschef der DENA, er nahm die Empfehlung für Schäfer also gleichsam von sich selbst entgegen. Nach Ministeriumsauskunft hätte der Aufsichtsrat auch weitere Kandidaten anhören können, verzichtete aber darauf. Arbeitsrechtler Thüsing sagt dazu: „Es stellt sich die Frage der Pflichtverletzung des Aufsichtsrats, die auch Konsequenzen haben müsste.“
Unterdessen wachsen die Zweifel, ob Schäfer überhaupt die nötige Qualifikation für die Position des DENA-Geschäftsführers gehabt hätte. Aus dem Ministerium war suggeriert worden, er hätte sich wegen seiner Expertise auch ohne Graichen durchgesetzt. In Wirtschaftskreisen wird das bezweifelt. Die DENA sei ein „Riesenhaus“ mit fast 500 Mitarbeitern und 40 Millionen Euro Jahresumsatz. Schäfer habe „keinerlei Führungserfahrung in diesem Kaliber“, heißt es in Berliner Kreisen. Er sei Werbetexter gewesen, Abgeordneter für die Grünen in Berlin und habe dann auf der mittleren Ebene von Klimaorganisationen wie Agora Energiewende gearbeitet, wo Graichen sein Chef war. Ohne diesen, so die Vermutung, „wäre er bei der DENA nie in die Endauswahl gekommen“.
Per Du mit dem Staatssekretär - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der kluge Wolf Lotter hat einen Text über Wokeness und Harmonie geschrieben. Ja, die Themen wurden schon oft behandelt, aber es ist immer schön, wieder einen frischen Text dazu lesen zu können.
Harmonie verblödet – das ist ein harter Satz, der aber seine Berechtigung hat. Damit ist ja auch nicht gemeint, dass man Angriffskriege anzetteln soll oder den Neighborhood Bully machen. Der Streit ist wichtig, weil er die Ruhe dort stört, wo sie am empfindlichsten ist: bei der Selbstgerechtigkeit und Ignoranz.
Harmoniesucht verbietet sich schon aus Selbstschutz. Denn wer bis drei zählen kann, weiß, dass die, die nur ihre Ruhe haben wollen, letztlich gründlich um diese gebracht werden. Bei den Nazis waren es eben nicht nur die Unmenschen, die Sadisten, offenen Bösewichte, die Land und Leute in den Untergang getrieben haben, sondern vor allen Dingen all jene, die ihren Frieden haben wollten. Die Ruhestörer wurden weggesperrt und umgebracht. Das ging aber nur, weil die Harmoniker sich und anderem immer wieder gesagt haben, es sei eh nicht so schlimm, wie diese Unruhestifter behaupten. Das stimmt. Es war schlimmer. Friedhofsruhe.
Einige, die glauben, sie seien woke, die sind es nicht, im Gegenteil. Woke heißt nicht: „Ich will nicht, dass du mir widersprichst, sonst schreie ich hier so lange rum, bis du nachgibst.“ Das ist nur ein Übersetzungsfehler. Woke heißt wachsam, aufmerksam. Das ist gut, weil man was lernen kann. Neugierig. Nicht starrsinnig. Neugierig sein, das ist erwachsen. Falsche Wokeness hingegen ist kindisch, unduldsam, empört sich, damit die anderen zuhören, löst aber kein Problem. Echter Streit hält was aus, auch Falsches, und arbeitet an Problemlösungen.
Das müssen wir lernen: uns gegenseitig aushalten, auch wenn es manchmal wehtut. Weil das Gegenteil davon unerträglich ist: Unterwerfung und Friedhofsruhe. Es gibt vieles, für das wir streiten müssen. Krempelt schon mal die Ärmel hoch. Wir brauchen noch mehr Unruhestifterinnen und Ruhestörer. Dann, vielleicht, wird das mit dem echten Frieden und der wirklichen Demokratie auch noch was.
Christian Hillgruber, Professor für öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn, hat dem “Cicero” ein lesenswertes Interview gegeben, in dem er sich in sympathischer Offenheit zu verschiedenen Themen, die auch in diesen Newsletter passen, äußert. Ich bin nicht in allen Punkten seiner Meinung, aber mit Vielem trifft er ins Schwarze.
Steht geschlechtliche Selbstbestimmung im Widerspruch zu dem Anliegen der Gleichberechtigung, bei der die Biologie der Bipolarität der Geschlechter zunächst der Ausgangspunkt ist?
Wir haben es hier in der Tat mit inkonsistenten politischen Zielen zu tun. Wenn wir an Quotenregelungen und Ähnliches denken, wird sich das nicht mehr in vorgesehener Form verwirklichen lassen, wenn das biologische Geschlecht sozusagen für bedeutungslos erklärt wird. Nehmen wir die Paritätsgesetze, die darauf zielen, die gleiche Zahl von Männern und Frauen im Parlament zu haben. Das lässt sich unter den Bedingungen einer absolut gesetzten autonomen sexuellen Selbstdefinition nicht umsetzen. Landesverfassungsgerichte haben Paritätsgesetze auch schon als verfassungswidrig verworfen, aber Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat diese für den Bundestag schon wieder ins Spiel gebracht.
Wie lässt sich das lösen, wenn sich Selbstbestimmung und Gleichberechtigung entgegenstehen?
Mir scheint die ganze Genderideologie, auf der das Dilemma ja basiert, höchst problematisch zu sein. Das biologische Geschlecht lässt sich nicht einfach durch abweichendes Selbstverständnis eliminieren und auch nicht einfach ausblenden und für bedeutungslos erklären. Die Unterscheidung von Mann und Frau ist nicht nur in der Biologie grundgelegt, sondern auch als Ordnungsmuster tief im Bewusstsein der Menschen verankert. Hier findet daher nicht nur ein rechtspolitisches Experimentieren statt, sondern es besteht die Absicht, ganz grundlegende gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.
Die Regierung hat ja ein neues Wahlrecht verabschiedet. Wie ist Ihre juristische Bewertung?
Zunächst würde ich gerne vorwegschicken, dass Regelungen des Wahlrechts nie ohne Eigeninteressen betrachtet werden können. Deswegen kann mir auch niemand erzählen, dass es bei dieser jetzt getroffenen Wahlrechtsreform vor allem um die Reduktion der Anzahl der Mitglieder des Bundestags gegangen wäre. Das zeigt sich schon daran, dass die ursprünglich angepeilten 598 Abgeordneten flink auf 630 aufgestockt wurden. Offenbar sollen so auch Hinterbänkler, insbesondere bei den Sozialdemokraten, hinreichend versorgt werden. Diese Reform ist gezielt gegen die CSU und die Linke gerichtet.
Die Regierung will Diskriminierungen entgegenwirken. Was halten Sie etwa von den sogenannten Meldestellen, beispielsweise gegen Antifeminismus?
Mich erinnert das in fataler Weise an unsägliche Zeiten, wenn hier eine Art Blockwartsystem etabliert wird, mit dem „falsche“ Auffassungen erfasst werden sollen. Ich halte diese Meldestellen für hochproblematisch und auch für verfassungswidrig. Der dem Grundgesetz verpflichtete Staat darf sich eigentlich gar kein eigenes Werturteil über die politischen Meinungen seiner Bürger anmaßen.
Der Staat hat die Ausübung von Meinungsfreiheit durch seine Bürger nicht als gut oder schlecht zu bewerten, er darf sich nicht zum Meinungsrichter in einem Meinungskampf aufschwingen wollen. Und Meinungsbildung darf eben nicht undemokratisch von oben gelenkt werden, denn dann wird sie unfrei. Das hat das Bundesverfassungsgericht immer wieder bekräftigt.
Gewiss gibt es dieses Ziel, und es wird auch von niemandem infrage gestellt. Aber die Ampelregierung will „antifeministische“ Äußerungen auf den Index setzen. Seit wann muss man feministisch gesinnt sein? Und was heißt „antifeministisch“? Hier wird mit Begriffen hantiert, die jede Trennschärfe vermissen lassen. Gleiches gilt für das zur Alltagsvokabel für alles Unerwünschte gewordene Wort „Rassismus“. Mir fällt jedenfalls immer wieder auf, dass diejenigen, die Begriffe wie Pluralismus und Diversität ständig im Munde führen, auf dem Gebiet der Meinungen nicht einmal kleinste Abweichungen zu tolerieren, geschweige denn zu akzeptieren bereit sind. Diese Meldestelle Antifeminismus müsste sofort gestoppt werden.
Es ist nicht Aufgabe des Staates, solche Bewertungen vorzunehmen, deswegen sind meines Erachtens solche Meldestellen verfassungswidrig. Die Tatsache allein, dass eine Meinung als problematisch oder gefährlich angesehen werden kann, ist eben gerade kein hinreichender Grund, die Meinungsfreiheit zu beschränken. Und in die Meinungsfreiheit wird auch dann ungebührlich eingegriffen, wenn Maßnahmen staatlicherseits ergriffen werden, die einschüchternd wirken, also dazu veranlassen könnten, von der Meinungsfreiheit nicht so unbefangen Gebrauch zu machen, wie das gerade Sinn und Zweck dieser Freiheitsgarantie ist.
Es wird argumentiert, Rassismus sei keine Meinung, Frauenfeindlichkeit sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Das ist aber juristisch gesehen unzutreffend. Offenbar soll hier ein öffentlicher Pranger errichtet werden.
In den Formularen der Meldestellen heißt es, man solle keine Namen nennen. Was bedeutet das, welche Relevanz hat es dann?
Hier liegt genau die Problematik, es geht nicht um Fälle, die geklärt werden sollen. Vielmehr wird staatlicherseits ein Meinungsklima generiert, das sagt: Sei vorsichtig bei dem, was du sagst oder auch tust. Big Brother is watching you! Und wenn du die falsche Vokabel verwendest, dann wird das notiert werden. Die Anonymität allein würde mich jetzt auch nicht beruhigen und würde vor allem nichts daran ändern, dass der Staat hier, indem er solche Meldeportale schafft, Einschüchterung betreibt und die Freiheit der Meinungsäußerung beschränkt.
Wo liegen für Sie genau die Grenzen der Meinungsfreiheit? Was ist mit Meldestellen gegen sogenannte Hasskommentare im Netz?
Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts rechtfertigt das Ziel der Verhinderung einer „Vergiftung des geistigen Klimas“ für sich genommen noch keinen Eingriff in die Meinungsfreiheit. Auch das Ziel, Menschenrechte im Rechtsbewusstsein der Bevölkerung zu festigen, erlaubt es nicht, so sagt das Verfassungsgericht, zuwiderlaufende Ansichten zu unterdrücken. Auch hier kommt es aus meiner Sicht wieder darauf an, ob klar definierte strafrechtliche Grenzen überschritten werden. Ich bin gewiss kein Freund dieser enthemmt geführten Debatten im Netz. Tatsächlich finden sich da viele abstoßende Äußerungen. Das ist zum Teil schlicht widerlich. Aber Begriffe wie „Hass und Hetze“ sind viel zu unpräzise und erlauben keine klare juristische Abgrenzung.
„Hier wird eine Art Blockwart-System errichtet“ - Cicero
Ein weiterer Versuch, Minderheitenpositionen politisch durchzudrücken, ist die der Bürgerräte. Ihre fragwürdige Zusammensetzung würde dazu führen, dass nur genehme Positionen artikuliert würden. Zudem würden die “Empfehlungen” solcher Bürgerräte von wohlgesonnenen Parteien als als Argument genutzt werden. Wer sagen kann “Der Bürgerrat hat das empfohlen.”, lässt denjenigen, der das falsch findet, als jemanden erscheinen, der das Wohl der Bürger missachtet. So genial wie perfide. Susanne Gaschke hat sich mit dem Thema beschäftigt.
Interessant erscheint der Begriff der «Neutralität» im Zusammenhang mit Moderatoren und wissenschaftlichen Experten. Laut Bundestagsverwaltung soll «externe Expertise» die «gesamte Bandbreite an verfassungsgemässen Positionen» abbilden. Alle «fachlich relevanten» Positionen sollen vertreten sein – und es soll deutlich werden, «was wissenschaftlicher Erkenntnisstand ist, wo Unsicherheiten bestehen oder was Mehrheits- und was Einzelmeinung ist». Darüber hinaus sollen die Moderatoren und Experten weltanschaulich, religiös und politisch neutral sein.
Es ist eine spannende, aber leider kaum zu beantwortende Frage, welche Experten der Bundestag nach diesen Kriterien berufen hätte, um die Ratsmitglieder zum Beispiel in Bezug auf die Corona-Massnahmen der Jahre 2020 bis 2022 zu beraten. «Neutralität» kann sehr abhängig von dem sein, der sie definiert.
Wäre es nicht an den Parteien und an den gewählten Abgeordneten, «Verständnis für die Schwierigkeiten der Entscheidungsfindung» in der ganzen deutschen Öffentlichkeit zu wecken? Und was wird der Bundestag tun, wenn sich die Zufallsbürger «ohne ideologische Scheuklappen» zu Integrations- oder Klimapolitik äussern?
100 Millionen Euro im Jahr gibt die Bundeszentrale für politische Bildung aus, 212 Millionen (und damit mehr als die gesamte Parteienfinanzierung) das beim Familienministerium angesiedelte Programm «Demokratie leben». Es soll mit antirassistischen und antisexistischen Projekten ebenfalls die Demokratie stärken. Die Bürgerräte wären nun ein weiteres Projekt ohne empirisch bestimmbare Wirksamkeit.
Warum Bürgerräte Deutschland nicht mehr Demokratie bringen würden - Neue Zürcher Zeitung
Um die renommierte “Oxford Union”, die seit 200 Jahren für Debattenkultur eintritt, gab es zeitgeistbedingt in letzter Zeit einige Aufregung. Manchen Kreisen ist die freie Debatte nämlich nicht genehm. Bis vor wenigen Jahren waren diese Milieus noch unbedeutend. Inzwischen stellen sie zwar immer noch eine Minderheit in der Gesellschaft dar, sind aber gut vernetzt in Medien, NGOs und Politik. Deshalb beugen sich Institutionen immer häufiger ihrem Druck. Neuester Aufreger ist die Einladung der Professorin Kathleen Stock, über die ich hier bereits berichtete. Sie wurde aus ihrem Job an einer Universität gemobbt, weil man ihr (haltlos) “Transphobie” vorwarf. Nun soll Stocks Auftritt mit allen Mitteln verhindert werden. Aber bitte denken Sie immer daran: Cancel Culture ist ein Mythos.
In its 200-year history as a prestigious debating chamber the Oxford Union has hosted world-famous speakers including Mother Theresa, Albert Einstein and Desmond Tutu. But now it is being ostracised by the University of Oxford’s student union, which has accused it of fostering a toxic environment that has led to bullying and sexual harassment.
The student union voted to sever fiscal ties with the OU, banning it from its freshers’ fair, which could put a strain on the debating organisation’s finances. It is the first time such action has been taken.
The junior common room at Christ Church, one of the wealthiest colleges, described the philosophy professor as a “notorious transphobe” and said that, if she spoke, the union would be “complicit and responsible in spreading transphobic rhetoric”. It says this will further a culture of transphobia in the university as well as “boosting the career of a dangerous and unreliable transphobe”. At least four other colleges have also issued statements.
The student union has voted to review its relationship with the OU and to cease any commercial and financial relationships between the two organisations. The motion resolved to add the OU to the student union’s list of “prohibited external organisations”.
A spokesman for the OU said: “The university’s compliance policy indicates that free speech is the lifeblood of a university, a principle that is upheld by the Oxford Union. It is unfortunate that many of the claims made on the motion are not factually accurate, and merely represent the views of a minority of the student body.”
Students sever ties with Oxford Union amid Kathleen Stock talk - The Times
Zum Ende der Rubrik wieder Sehenswertes. Norbert Bolz spricht mit Wolfram Eilenberger im Rahmen der “Sternstunde Philosophie” über sein neues Buch und die damit zusammenhängenden Themen.
Klassisch «männliche» Tugenden haben es derzeit nicht leicht. Vor allem nicht solche, die mit dem «alten Europa» und seinen «weissen» Eliten verbunden sind. Denn die globale Zukunft, sie soll vor allem weiblich sein. Divers. Empathisch. Konsensorientiert. Für den Medienwissenschaftler Norbert Bolz ist das eine gefährliche gesellschaftliche Einbahnstrasse. Anstatt vor der Political Correctness und der woken Cancel Culture einzuknicken, plädiert er dafür, alles, wofür der «alte weisse Mann» in Wahrheit stehe, unbedingt zu bewahren und zu beschützen. Als konservativer Publizist sieht Bolz die westlichen Demokratien und ihre Universitäten gar in einen «kulturellen Bürgerkrieg» verwickelt, in dem eine von linker Seite aus propagierte Technologiefeindlichkeit und Traditionsvergessenheit die Grundlagen unserer demokratischen Systeme gefährden.
Kultur
Zum hundertsten Geburtstag von Nicolaus Sombart vor wenigen Tagen hat Tilman Krause einen schönen Artikel in der “Welt” geschrieben.
Sonntags um 17 Uhr fand sich seit 1984, was in Berlin Rang und Namen (oder schöne lange Beine) hatte, bei Monsieur in der Ludwigkirchstraße 10 ein. Man versank in tiefen, roten Samtsofas, reckte die Arme, um eine Tasse dünnen Tees oder ein Stück trockenen Kuchens in Empfang zu nehmen und hörte zunächst höflich dem Hausherrn zu. Besonders beredt verbreitete er sich über Wilhelm II..
Sombart liebte den letzten Kaiser und rechnete ihm hoch an, dass er den Versuch unternommen habe, eine „feministische“ Antwort auf Bismarck zu geben. Auf Bismarck und das ganze „nationalistisch-staatsbezogen-antifeministische“ Denken des „deutschen Mannes mit seiner forcierten Männlichkeitsattitüde und Homosexuellenfeindlichkeit bei offensichtlich homosexueller Disposition“. Das alles habe „uns in die Katastrophe geführt“!
Ach so? Nun ja. Man ließ diese Tiraden eine Weile sacken, tunkte noch ein Stück Kuchen in den Tee und ging dann zur allgemeinen Konversation mit den übrigen Gästen über. Die waren in den besten Jahren des Salons ausgesucht gemäß der sehr berlinischen Devise Oberschicht trifft Halbwelt.
Manchmal fragte man sich, wie er trotzdem noch dazu kam, Bücher zu schreiben. Denn das tat er. Und das war wohl doch seine eigentliche Gabe. Dabei war er ein Spätberufener. Im Grunde ging Sombarts Karriere als Autor erst mit sechzig los. Bis dahin hatte er als gut bezahlter Apparatschik beim Europarat in Straßburg gewirkt. 1982 holte ihn dann Peter Wapnewski ans neugegründete Wissenschaftskolleg in Berlin. Für Sombart wurde es „ein Jahr im Paradies“.
Nicht nur, dass er von einer Party zur anderen hopste, jeden zweiten Abend in der Paris Bar versackte sowie zahllose neue Bekanntschaften knüpfte. Er arbeitete auch an vier Büchern gleichzeitig.
Der letzte Paradiesvogel - Welt
Coverversion der Woche: Señor Coconut and His Orchestra - Around The World
Heute erscheint die Wiederveröffentlichung von “Random Access Memories”, dem letzten Albums von Daft Punk, die sich 2021 auflösten. Da fiel die Auswahl nicht schwer. Ich habe das Projekt von Anfang an verfolgt und besonders “Around The World” von 1997, die zweite Single, welche dann auf dem Debütalbum “Homework” enthalten war, habe ich nicht nur oft Male selbst aufgelegt, sondern bin dazu auch unzählige Male über Tanzflächen geschritten. Jaja, die 90er, Opa erzählt vom Krieg, ich höre ja schon auf. Das Stück erreichte Platz Eins der Charts in Kanada, Spanien, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten, Island und Italien. Es war also recht erfolgreich. Die Version von Señor Coconut, den ich live sehr empfehlen kann, ist von 2008 und kommt in der ihm üblichen Form daher.
Epilog
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Aus Interesse zu deinem Intro: wie ist es denn dann möglich, als Partei seine Position zu verändern, müsste man seine alte Position dann auch beibehalten? Man schafft sonst ja automatisch fühlbaren Freiraum, sei es rechts oder links.
Wie immer ein sehr gelungener Mix, lieber Marcel. Ich habe die Lektüre sehr genossen.