Prolog
Man würde meinen, in Deutschland hätte man aus der Vergangenheit gelernt, dass Denunziation keine gute Sache ist. Weit gefehlt. Nach der, über Umwege mit Steuergeld finanzierten “Meldestelle Antifeminismus”, die hier bereits Thema war, hat die Lobbygruppe “Greenpeace” nun ein weiteres Meldeportal für Verpackungsmüll ins Netz gestellt. Auf diesem können gastronomische Betriebe gemeldet werden, die der sogenannten “Mehrwegangebotspflicht” nicht nachkommen. Eine gefährliche Entwicklung. Wenn das so weitergeht, braucht es bald ein Meldeportal für Meldeportale.
Nun aber los. Heute geht es unter anderem um Fakten, Diversität und Privilegien.
Politik und Gesellschaft
Das Thema Gendern ist nahezu totdiskutiert und die Fakten stehen: Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass die vermeintlich geschlechtergerechte Sprache zur Gleichberechtigung der Geschlechter beiträgt und die Mehrheit der Bevölkerung lehnt sie ab. Es ist interessant, dass selbst vor dem Hintergrund immer neuer in diese Richtung gehender Erkenntnisse, die Befürworter unbeirrt an ihren Behauptungen festhalten. Nun hat der Politologe Sebastian Jäckle erneut Erkenntnisse gewonnen.
Um die bei solchen Themen erwartbare Emotionalität zu vermeiden, wählte er zur Erfassung der Sprachpräferenzen einen indirekten Weg. Seine mehr als zehntausend Probanden konnten sich anlässlich einer Befragung zu verschiedenen politischen Themen vorab selbst entscheiden, ob sie die einzelnen Fragen lieber in „gendergerechter“ Form oder wahlweise auch im generischen Maskulinum präsentiert bekommen.
Der Neuheitswert der vorliegenden Untersuchung liegt in der tieferen Analyse der Präferenzen über das Antwortverhalten aus der politischen Befragung. Hier zeigt sich etwa, dass sich in keiner der vorbenannten Gruppen eine Mehrheit „gendergerechte“ Sprache wünscht. Die deutliche Mehrheit der Frauen lehnt diese ebenso ab wie die klare Mehrheit der unter Dreißigjährigen oder der Sympathisanten von Grünen und Linkspartei, bei denen es immerhin die relativ größten Minderheiten unter den Fürsprechern im Parteienspektrum zu verzeichnen gibt. Besonders eindrücklich: Noch unter Menschen, die ihr eigenes Geschlecht als „divers“ verstanden, konnte sich keine Mehrheit für „gendergerechte“ Sprache begeistern.
Es sind also keineswegs die in diesem Zusammenhang viel beschworenen „alten weißen Männer“, die keine Gendersprache lesen und hören möchten, sondern so gut wie alle Bevölkerungsgruppen einschließlich solcher, deren vorgebliche Interessen für diese oft fälschlich als Sprachwandel beschriebene Vorgabe in aller Regel angeführt werden. Mit Blick auf Parteipräferenzen zeigte im Übrigen die Gruppe der Nichtwähler die mit großem Abstand ausgeprägteste Abneigung gegen die selbstbetitelt „gerechten“ Schreibformen, noch weit vor den Wählern von AfD oder CDU.
Goutiert wird die sogenannte inklusive Sprache also weder mehrheitlich noch vorrangig von denjenigen, die sie inkludieren soll, sondern von einer interventionistischen politischen Linken, bezeichnenderweise also von genau denen, die sich deren Durchsetzung auf allen Ebenen noch in den vermeintlichen Zielgruppen auf ihre Fahne geschrieben haben. Im Namen von Toleranz und Menschenfreundlichkeit, ja als Imperativ moralischer Notwendigkeit sollen andere so sprechen, wie nur sie es gerne hätten.
Sprachaktivisten erreichen nur ihr Milieu - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die neue Ausgabe des “Guide Michelin” ist erschienen. Deutschland ist darin mit 334 Restaurants, welche mit Sternen versehen sind, vertreten. Das ist ein Rekord und somit eine gute Nachricht. Nicht für jeden. Der Berliner Köchin Sophia Hoffmann hält die Küchenlandschaft für sexistisch und nicht divers genug.
Die Sternegastronomie ist ein sich selbst erhaltendes, patriarchal geprägtes System. Es gibt in der Sternegastronomie nicht nur eine Geschlechterunausgeglichenheit, sondern insgesamt sehr wenig Diversität. Es sind vor allem weiße Männer, nur wenige Frauen und nur wenige People of Color oder queere Menschen.
Und dann spielt die Vereinbarkeit von Job und Familie natürlich eine große Rolle. Ich bezweifle, dass die meisten erfolgreichen Köche auch zu Hause die Carearbeit machen, das übernehmen wohl eher die Partnerinnen.
Die Branche muss sich eine andere Arbeitskultur schaffen. Ein Arbeitsklima, das nicht toxisch ist, in dem Menschen nicht Angst haben müssen, sich zu wehren oder Veränderung zu fordern. Die Gastronomie muss menschenfreundlicher werden. Stichwort: gewaltfreie Kommunikation.
"In vielen Küchen herrscht ein rougher, sexistischer Grundton" - Zeit Magazin
Das kann man alles kritisieren und sich Änderungen wünschen. Man könnte aber auch verstehen, dass in allen Exzellenzbereichen und im Rahmen großer Karrieren eben mit harten Bandagen gekämpft wird und sich jeder Selektionsprozessen stellen muss. Um da nicht unterzugehen, braucht es bestimmte Charaktereigenschaften und Resilienz. Diese Dinge haben nichts mit Geschlecht, sexueller Präferenz oder Ethnie zu tun. Ich finde außerdem schade, dass bei der unterschwelligen Quotenforderung, die Hoffmanns Äußerungen durchzieht, nicht an eine Sterne-Quote für Köche ohne Geschmackssinn gedacht wird.
Der Soziologe Martin Schröder hat ein Buch über die Zufriedenheit von Frauen geschrieben und damit eine engagierte Diskussion ausgelöst. Der Hauptgrund: Seine Erkenntnisse decken sich nicht mit den unreflektiert nachgebeteten Glaubenssätzen der zeitgeistigen Version des Feminismus. Zudem ist er ein Mann. Das geht natürlich gar nicht, finden manche seiner Kritiker (m/w/d).
Frauen verdienen noch immer weniger als Männer. Sie berichten über diskriminierende Erfahrungen in Bewerbungsgesprächen und kümmern sich mehr um Kinder und Haushalt. Und das soll Gleichberechtigung sein?
Vor fünf Jahren hätten wir dieses Gespräch so nicht führen können. Aber inzwischen gibt es etliche Studien, die zeigen, dass Frauen nicht im Nachteil sind. Bei Bewerbungsverfahren gibt es über normale Berufe hinweg keine Benachteiligung mehr. Bei der Berufung von Professoren in den Gesellschaftswissenschaften gibt es sogar Untersuchungen, die zeigen, dass es genau andersherum ist, Frauen also bei gleichen Qualifikationen höhere Chancen haben. Auch mit ihrem Einkommen und Privatleben sind Frauen nicht unzufriedener als Männer. Und die subjektive empfundene Zufriedenheit ist nun mal ein wichtiger Faktor, wenn man die Menschen ernst nimmt. Es mag traditionsreiche Bereiche wie Medizin und Jura geben, in denen Frauen noch benachteiligt sind. Aber pauschal lässt sich das nicht mehr belegen.
Wenn schon so viel erreicht ist, warum arbeiten dann noch immer so viele Frauen in Deutschland in Teilzeit und die Männer machen Karriere?
Ein wichtiger Grund fällt in der Debatte gerne unter den Tisch: Mütter wollen häufig gar nicht so viel arbeiten wie Väter. Mütter, die weniger arbeiten, sind nicht unzufriedener. Bei Vätern ist es anders – sie sind zufriedener, wenn sie mehr arbeiten. Die Zufriedenheit der Frauen ist übrigens auch dann am höchsten, wenn ihre Partner viel arbeiten. Der Begriff Teilzeitfalle, mit dem man Frauen sagt, es sei furchtbar, wenn sie weniger arbeiten, ist insofern unpassend.
Einerseits gibt es den berechtigten Wunsch, dass Frauen länger arbeiten, um zum Beispiel zu verhindern, dass sie im Alter weniger Rente bekommen und verarmen. Aber um das Ziel zu erreichen, muss man ein Stück weit gegen die Wünsche der Frauen vorgehen, die sie selbst äußern. Warum sollten wir uns einbilden, zu wissen, welches Leben richtig für jemanden ist, obwohl er mit einem anderen Leben zufrieden ist? Ich finde, das passt nicht zu einer liberalen Gesellschaft, in der jeder nach seinen Vorstellungen glücklich werden sollte.
Frauen studieren am häufigsten in jenen Ländern naturwissenschaftliche MINT-Fächer, in denen es am wenigsten Gleichberechtigung gibt. In den Ländern mit dem höchsten Grad der Gleichberechtigung und Freiheit studieren sie dahingegen am häufigsten die sogenannten Frauenfächer. Das heißt: Wenn man behauptet, es liegt an der falschen Erziehung, dass Frauen und Männer etwas anderes wollen, dann müsste man argumentieren, dass in Finnland, Schweden, Dänemark, Norwegen in der Erziehung irgendwas furchtbar falsch läuft, das in der Türkei und Saudi-Arabien richtig läuft. Das fällt schon schwer.
Aber der Feminismus hat in Deutschland zweifelsfrei viel für die Gleichberechtigung erreicht.
Das bestreite ich auch nicht. Ich würde mich auch selbst als Feminist bezeichnen, wenn das bedeutet für Gleichberechtigung zu sein – und nicht für Gleichstellung um jeden Preis. Mir begegnet aber immer häufiger ein illiberaler Feminismus. In meinem Buch zitiere ich mehrere einflussreiche Feministinnen, die Frauen zu verstehen geben: Selbst wenn ihr euch emanzipiert fühlt, seid ihr in Wahrheit unterdrückt. Und das finde ich problematisch.
Nikolaus Blome kommentiert im “Spiegel” treffend die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke. Man kann sich nur an den Kopf fassen. Am Besten lässt sich diese Reihe von Fehlentscheidungen wohl mit dem in der deutschen Politik verbreiteten Geisterfahrersyndrom erklären.
Dass auch diese drei Kraftwerke das Land heile durch den Winter und den Energienotstand gebracht haben? Nebbich, jetzt kommt das Frühjahr, dann der Sommer, und Deutschland wird immer genug Geld haben, den Weltmarkt für Gas zu Mondpreisen leerzukaufen. Die Atomkraftwerke deckten im vergangenen Jahr gut sechs Prozent der Stromerzeugung.
Das ist besonders interessant, wenn die Wetterverhältnisse die Erneuerbaren benachteiligen wie während der »Dunkelflaute« Ende November bis Mitte Dezember. Kurzzeitig kam da mehr Strom aus den drei Meilern denn aus allen Wind- oder allen Solaranlagen. Schnurzegal: Die Grünen wollen Recht behalten um jeden Preis – den andere bezahlen. So gesehen war alles erlaubt und alles stärker als die Vernunft: die Tricks, die Lageblindheit, der Moralmissionismus. Doch ebenso wirkte die feige Apathie jener, die Einhalt hätten gebieten können. Das Ende der Atomkraft mitten in der Energiekrise ist ein Gesamtmachwerk deutscher Untugenden und Charakterdefizite.
Vergangenes Jahr wurden Studien gedrechselt, das »Stromproblem« geleugnet, dann die Debatte verschleppt und am Ende einmal taktisch nachgegeben. Inzwischen war so viel Zeit verstrichen, dass die große Kurskorrektur angesichts der Lieferzeiten für Brennstäbe und der Wartungsauflagen unterblieb. Bräsiger hätte auch Helmut Kohl das Problem nicht weggesessen.
Dieselben Leute, die sonst herrisch erklären, dass jede Tonne CO₂ zählt, klatschen sich ab für das Ende der zweitgrößten CO₂-freien Energiequelle nach den Erneuerbaren.
Die Union hat Mitte März noch einen Antrag auf Laufzeitverlängerung bis Ende 2024 eingebracht, aber seien wir ehrlich: pflichtschuldig nur fürs Protokoll. Ich hoffe, es plagt diese Helden wenigstens das schlechte Gewissen: Es war nämlich Angela Merkel, die den Ausstieg nach Fukushima teurer und schneller machte, ohne das Ende zu bedenken (das habe ich schon 2011 in der »Bild« geschrieben). Gedrängt hat sie damals ein bayerischer Umweltminister, Markus Söder, der bayerische AKW schneller abschaltete als sein Schatten und im »SZ«-Interview damals erklärte: »Japan verändert alles.«
Das Atomkraft-Aus ist so schrecklich deutschdumm - Der Spiegel
Auch über das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz wird viel diskutiert. Leider wird die Debatte von Lautsprechern und Ideologen aller Lager dominiert. Schade, denn das Thema hätte eine sachliche Auseinandersetzung verdient. Es gibt an diesem Gesetz viel Kritikwürdiges. Leider gehen differenzierte Standpunkte im Geschrei unter. Justus Bender hat in der FAZ einen weiteren Versuch der Versachlichung unternommen.
Die „legitimen Interessen der gesamten Gesellschaft“ sollen laut Justizminister Buschmann auch berücksichtigt werden. Damit sind die Frauen gemeint. Dass wir uns als Gesellschaft dort, wo wir hüllenlos sind, in Frauen und Männer aufteilen, hat nicht den Grund, dass die Männer sich genieren. Es ist eine Maßnahme zum Schutz der Frauen vor Blicken und Übergriffen. Wer Menschen mit Penis in die Frauendusche lässt, zerstört diesen Schutz und stellt zudem die Gefühle der einen über die der anderen. Das führt bekanntlich nicht zur Befriedung einer Gesellschaft.
Wer Frauen sagt, sie sollen sich an dieser Stelle nicht so anstellen, könnte Transfrauen das Gleiche sagen und ihnen die Männerumkleide empfehlen. Warum sollten Frauen ertragen, was für Transsexuelle unzumutbar ist? Es gibt viele Widersprüche dieser Art. Die Hausrechtsregel im Gesetzentwurf spiegelt nur die Widersprüchlichkeit der gesamten Debatte.
Zwei Sorten von Menschen stören sich an den Widersprüchen. Solche, die Identitätskrisen anderer ausnutzen, um hämisch zu spotten. Und andere, die denken, dass eine Gesellschaftsordnung nicht auf subjektiven Empfindungen fußen kann, sondern nur auf widerspruchsfreien, verallgemeinerbaren Prinzipien. Zum Beispiel dass der Einzelne nur so frei sein kann, wie er die Freiheit der anderen nicht einschränkt. Oder dass jemand, der seine Gefühle absolut setzt, auch die Gefühle aller anderen gelten lassen muss. Er ist dann für einen völligen Relativismus verantwortlich.
Ein Mann sagt, er fühle, dass er eine Frau sei. Woher weiß er, wie sich eine Frau fühlt? Wenn Frausein etwas sein kann, das Männer empfinden können, welche Relevanz hat das Gefühl dann noch für die Geschlechtsbestimmung? Eine Gesellschaft sagt, äußere Geschlechtsmerkmale seien unerheblich, wieso werden diese dann wegoperiert? Wenn Geschlechter etwas Fließendes sind, wieso ist es dann progressiv, sich gängigen Geschlechterklischees anzunähern?
Wer für Respekt kämpft und dabei einen Subjektivismus im Gepäck hat, der die Grundlagen von Rationalismus und Aufklärung angreift, muss sich nicht wundern, dass es Widerstand von Leuten gibt, die es eigentlich gut meinen.
Warum das Selbstbestimmungsgesetz keinen Frieden schafft - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Jörg Scheller hat der TAZ ein Interview über Privilegien und die Diskussion über sie gegeben. Sein Buch “(Un)Check Your Privilege” möchte ich an dieser Stelle zur Lektüre empfehlen.
Wenn man eine gerechte Behandlung als Privileg, also „Vorrecht“, definiert, kommt man in ein schwieriges Fahrwasser. Man sollte besser sagen, jemand werde trotz bestehender Rechtsgleichheit ungerecht behandelt. Es gibt Privilegien ja weiterhin als von oben gegebene Vorrechte, diese dürfen nicht mit rechtmäßiger Behandlung in einen Topf geworfen werden, sonst verwässert man echte, zumal unfaire Privilegien.
Was würden Sie darüber hinaus vorschlagen, um Machtstrukturen sichtbar zu machen?
Präzise Sprache, die das trifft, was gemeint ist, ebenso wie gute wissenschaftliche Arbeit. Privileg tendiert eher zum diffusen Kampfbegriff, der die feinen Binnenunterschiede nicht sichtbar macht. Deswegen mag ich den Song „No Lives Matter“ von Ice-T, dort spricht er über „White Trash“ und Afroamerikaner und zeigt: Beiden geht es schlecht. Daraus können sich Allianzen auftun.
Stuart Hall, der britische Kulturwissenschaftler, hat das in den 80er/90er-Jahren beschrieben: Schwarz war ein selbst gewählter Sammelbegriff für diejenigen, die aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert wurden. Nun von außen an vermeintlich homogene Gruppen heranzugehen und beispielsweise generell vom globalen Süden als unterprivilegiert zu sprechen oder Osteuropa in der Rede über „Weiße Privilegien“ auszublenden, bringt den Diskurs nicht weiter.
„Privileg tendiert eher zum diffusen Kampfbegriff“ - TAZ
Die Sorge um eine Deindustrialisierung Deutschland vor dem Hintergrund bestimmter Entwicklungen und Forderungen wird oft als Populismus diffamiert. So einfach kann man es sich allerdings nicht machen.
Eine Befragung der Unternehmensberatung Deloitte unter 120 Managern, die in ihren Industrieunternehmen für die Lieferkette verantwortlich sind, zeigt nun, dass dahinter tatsächlich ein generelles Problem steckt. 52 Prozent der Unternehmen sehen demnach die Attraktivität des Standorts Deutschland in Gefahr. 45 Prozent schätzen die Gefahr der Deindustrialisierung in Deutschland als groß oder sehr groß ein.
Die Ergebnisse der Befragung lagen der WirtschaftsWoche vor der Veröffentlichung exklusiv vor. Sie zeigen, wie die Industrie auf hohe Preise für Energie und Rohstoffe, wachsende Bürokratie und den Personalmangel reagiert – und in welchen Ländern die Unternehmen investieren wollen.
Die Gründe für die Unzufriedenheit der Manager sind vielfältig: Die Energiepolitik belastet Industrieunternehmen der Befragung zufolge am meisten. Doch auch der Personalmangel, kleinteilige Regulatorik wie durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder die Tarifabschlüsse bereiten den Managern Sorgen.
„Die anhaltende Belastung der Unternehmen insbesondere durch die hohen Preise, die Inflation und – vor allem in Deutschland – durch die hohen Energiepreise sind ein Risiko für den Standort“, schlussfolgert Deloitte-Berater und Studienautor Florian Ploner.
Die Verlagerung hat der Befragung zufolge bereits begonnen: 37 Prozent der Unternehmen haben Teile ihrer Lieferkette bereits ins benachbarte Ausland verlegt (Nearshoring) – 29 Prozent der Unternehmen planen damit.
Und 22 Prozent der Unternehmen setzen bereits auf Friendshoring – sie verlagern Geschäftsaktivitäten also in politisch befreundete, demokratische Länder. Ein weiteres Drittel der Unternehmen plant für die Zukunft mit dieser Maßnahme.
Von wegen Panikmache: Die Gefahr der Deindustrialisierung in drei Grafiken - Wirtschaftswoche
Zum Ende der Rubrik wieder Sehens- und Hörenswertes. Weil sich Olaf Scholz verspätete, sprach Harald Schmidt auf dem “F.A.Z.-Kongress” 2023 als Pausenfüller mit Reinhard Müller. Dass dieser Mann keine Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat, erschließt sich mir nicht.
Die CDU lud ein, um über genau diesen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu diskutieren. Sehr interessant.
Die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks steht in der Diskussion. Für die CDU steht fest: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt eine wichtige Rolle im Gefüge unserer Demokratie und unseres dualen Mediensystems, zugleich brauchen wir jedoch zügige und konsequente Reformen.
Kultur
Der Sender 3Sat hat eine sehenswerte Reportage über Triggerwarnungen gedreht.
Auf Buchcovern, vor Filmen und Theaterabenden wird vor rassistischen, gewaltsamen und traumatisierenden Inhalten gewarnt. Führt diese nie dagewesene Vorsicht zu einer sinnvollen Eindämmung diffamierender Inhalte? Oder zu einer beklagenswerten Einschränkung der Kunstfreiheit?
Achtung: Triggerwarnung! - 3Sat
Nun hat auch der Verlag Harper Collins sogenannte “Sensitivity Reader” verpflichtet. Diese nahmen das Werk von Agatha Christie unter die Lupe. Wie hätten wohl Henry Miller, Hunter S. Thompson oder Charles Bukowski reagiert, wenn ihre Verlage ihnen "Sensitivity Reader" verordnet hätten? Was hätten Jack Kerouac oder Allen Ginsberg von Triggerwarnungen gehalten? Gut, dass sie diesen Wahnsinn nicht mehr erleben müssen.
Digital versions of new editions seen by The Telegraph include scores of changes to texts written from 1920 to 1976, stripping them of numerous passages containing descriptions, insults or references to ethnicity, particularly for characters Christie’s protagonists encounter outside the UK.
Across the revised books, racial descriptions have been altered or removed, including, in A Caribbean Mystery, an entire passage where a character fails to see a black woman in some bushes at night as he walks to his hotel room.
The word “n-----” has been taken out of revised edition, both in Christie’s prose and the dialogue spoken by her characters.
It is not the first time Christie’s works have been altered. Her 1939 novel And Then There Were None was previously published under a different title that included a racist term.
Agatha Christie classics latest to be rewritten for modern sensitivities - The Telegraph
Jörg Thadeusz im Interview mit Ulrike Moser.
Er ist bekannt als Fernseh- und Hörfunkjournalist, als Moderator und redegewandter Gastgeber von Podcasts und Diskussionsrunden. Nun hat Jörg Thadeusz seinen vierten Roman „Steinhammer“ veröffentlicht, in dem er ein Zeitporträt vom Dortmund der späten 50er Jahre und frühen 60er Jahre erschafft. Und die Geschichte seines Verwandten, des berühmten Nachkriegskünstlers Norbert Thadeusz erzählt.
König Karls Besuch hat wieder einmal die gravierenden Unterschiede zwischen den Ländern gezeigt. Ich hatte übrigens Glück: Zufällig fuhr der gesamte Konvoi im Schrittempo ungefähr drei Meter an mir vorbei und ich konnte mit Blickkontakt winken. Meine Gedanken waren bei allen, die stundenlang am Brandenburger Tor warten mussten. In einem gelungenen Artikel werden die Peinlichkeiten des Staatsempfangs aufgezählt.
Protokollmäßig schien man nicht nur überfordert, sondern präsentierte sich zudem wie ein Entwicklungsland. Frei nach dem Motto: Wenn man sich selbst nicht mehr sieht, hat man auch keinen Blick für sein Gegenüber.
Auch das totrenovierte klassizistische Schloss Bellevue war am Mittwochabend für die Windsors kein einladender Ort. Die Gästeliste bestand aus C-Promis (Campino in Gauklerschuhen und keine Claudia Schiffer, kein Boris Becker) und viel zu vielen provinziellen deutschen Politikern.
Dorothee Bär (schulterfrei!) verwickelte den König nach dem Essen sogar in ein Gespräch. Warum sagt dieser Frau eigentlich keiner, dass sie zu jedem Anlass unpassend gekleidet ist?
Unangenehm fielen die vielen geliehenen Fräcke aus zu dünnem Anzugstoff auf. Auf Fotos schimmern sie – im Gegensatz zum schweren Frack des Königs – in Silbergrau statt tiefschwarz. Waren Walter Scheel, Richard von Weizsäcker oder Roman Herzog noch echte Herren, die man bedenkenlos auf Monarchen loslassen konnte, so ist das Bundespräsidentenamt inzwischen zu einer Resterampe für gescheiterte Politiker verkommen.
Schaut man sich das Menü des Banketts (siehe Foto) an, dann zeigt sich darin die fehlgeleitete deutsche Nachkriegskultur. Alles soll volksnah sein, bloß keine Luxusprodukte. Wie immer gilt: nur keine Exzellenz. Das hat sich ja in die deutsche DNA eingeschlichen. Nur in den 1960ern wurde bei solchen Banketts zwar einfacher, aber viel besser gegessen.
Wo bleibt der exzellente Beelitzer Spargel, der jetzt schon reif ist? Das Wild? Bestes Rindfleisch einfach zubereitet? Oder ein Stubenküken oder eine junge Taube? Pilze und Brombeeren, die haben jetzt gar keine Zeit. Alles ein unkoordiniertes Durcheinander. Dazu gibt es guten gereiften Riesling, aber eben nicht die besten Weine, die dieses Land zu bieten hat.
Britische Staatsbanketts werden nicht nur im Buckingham-Palast abgehalten, sie haben auch eine klare Linie. Hier legt man Wert auf Einfachheit, aber Raffinesse. Es gibt Beef Wellington, gefüllten Fasan aus Windsor, Hirsch aus Balmoral (selbst geschossen natürlich!) oder Wildlachs in Blätterteig. Vorweg eine Brühe, hinterher Pflaumeneis. Das hat Klasse!
Während sich die Komische Oper für den Besuch von Camilla und Elke Büdenbender noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Fenster zu putzen, zeigte sich bei der Rede des Monarchen am Donnerstag im Bundestag noch Schlimmeres: Alexander Dobrindt in Reihe eins, Abgeordnete im T-Shirt oder Kaki-Hemd und Turnschuhen. Protestierende Linke-Abgeordnete. Und ein souveräner Monarch im hellblauen Nadelstreifenanzug, der die deutschen Teile seiner Rede mit weniger Akzent sprach als Dorothee Bär oder Julia Klöckner.
Staatsbesuch von König Charles: Deutschland präsentiert sich als Entwicklungsland - Berliner Zeitung
Zum Todestag von Max Frisch stieß ich auf diese Dokumentation aus dem Jahr 1968, die gleichzeitig ein wunderbares Zeitdokument ist. Daniel Keel, Gründer des Diogenes Verlags führt durch den Film.
Coverversion der Woche: Happy Mondays - Hallelujah (Andrew Weatherall & Paul Oakenfield Club Remix)
Heute wäre Andrew Weatherall sechzig Jahre alt geworden. Er hat in meiner musikalischen Sozialisation eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, da er mit etlichen von mir favorisierten Musikern zusammenarbeitete.
Die Hallelujah-EP wurde 1989 in den USA und Australien veröffentlicht und enthält mehrere Remixe. Darunter auch den “Club Mix” von Paul Oakenfold und Andrew Weatherall, welcher Platz 11 der NME-Liste "The 50 Best Remixes Ever" besetzt.
Bevor nun wieder jemand meckert, ein Remix sei nicht direkt eine Coverversion, schreibe ich gern; ja, stimmt! Ich lege den Begriff hier allerdings traditionell etwas weiter aus.
Epilog
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