Marcellus Maximus meint. - Ausgabe #88
Prolog
Die Meldung der Woche ist, dass Elon Musk Twitter nun wirklich gekauft hat. Diese Nachricht sorgte in bestimmten Zirkeln des Netzwerks für Empörung. Auch seine Ankündigung, die Redefreiheit dort wieder mehr in den Vordergrund zu rücken versetzte den Hühnerhof in Aufruhr. Sofort begann die Diskussion um Alternativen, die bei mir ein Déjà-vu auslöste. Als Alternativ-Plattform der Wahl scheint sich aktuell “Mastodon”, eine deutsche Erfindung, herauskristallisiert zu haben. In der Vergangenheit gab es mehrere Versuche, Twitter und auch Facebook Konkurrenz zu machen, die allesamt scheiterten. Oder erinnert sich zum Beispiel noch jemand an “Ello”? Hä? Genau.
Entlarvend ist vor allem, dass bereits die Ankündigung des Einsatzes für mehr Meinungsfreiheit bei nicht wenigen das Überschreiten einer roten Linie darzustellen scheint, welches zum Verlassen eines Netzwerks motiviert. Das lasse man sich einmal auf der Zunge zergehen. Ganz nach dem Motto “Freiheit bad!”, um es mit einer beliebten Metallica-Persiflage aus den frühen 2000ern zu formulieren. Diese Abneigung gegenüber Freiheit ist durchaus bemerkenswert. Noch interessanter werden allerdings die Argumente sein, mit denen die Auswanderer erklären, warum sie wieder da sind, weil sich der neue Sehnsuchtsort nicht als das gelobte Land erwiesen hat. Damit ich später beweisen kann, dass ich es vorhergesagt habe, schreibe ich es hier ganz deutlich: Auch Mastodon wird nicht das neue Twitter.
Neuen Abonnenten empfehle ich die “About”-Seite. Wer mir in den sozialen Medien folgen möchte, findet Vernetzungsmöglichkeiten auf meiner Website. Bei Twitter kann man zusätzlich die #FreeBlackTwitterGermany-Liste für schwarze Meinungsvielfalt im deutschsprachigen Raum abonnieren.
Nun aber los.
Heute geht es unter anderem um Mehrheiten, Solidarität und das moralische Koordinatensystem.
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Politik und Gesellschaft
Rund 70 Prozent der Deutschen spricht sich sich laut einer Umfrage für eine Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland aus. Eine meiner Meinung nach kluge Haltung. Nicht nur vor dem Hintergrund, dass es immer noch keine zuverlässige Lösung zum Speichern erneuerbarer Energien gibt. Dieses Ergebnis wird von Atomkraftgegnern natürlich als irrelevant verworfen.
Abgesehen davon, dass solche Umfragen in einer parlamentarischen Demokratie irrelevant sind, ist es spannend, wie solche Ergebnisse in Diskussionen gewichtet werden. Die Mehrheit der Bevölkerung hätte laut einer weiteren Umfrage auch eine Impfpflicht befürwortet. Die Tatsache, dass die meisten Deutschen mit der Migrationspolitik der Bundesregierung ab 2015 nicht einverstanden war und bis heute gegen die Aufnahme von mehr Migranten ist, wurde von genau diesen Menschen allerdings auf das Schärfste verurteilt.
Welche Umfrageergebnisse als Argumente anerkannt werden und welche nicht, hängt stark von der politisch-ideologischen Verortung der Diskutanten ab.
"Atomkraft, nein danke"? Für viele Deutsche gilt das aktuell nicht: Sieben von zehn Deutschen sprechen sich dafür aus, die AKW-Laufzeiten zu verlängern, um sich unabhängiger von Russland zu machen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Mehr als die Hälfte der Befragten ist sogar "auf jeden Fall" für einen späteren Atomausstieg Deutschlands. Knapp ein Viertel der Bürger ist anderer Meinung, der Rest ist unentschlossen. In Bayern ist das Stimmungsbild ähnlich: 72 Prozent der Menschen im Freistaat plädieren dafür, noch länger an der Atomkraft festzuhalten. Rund ein Fünftel ist dagegen.
Deutliche Mehrheit der Deutschen will länger an Atomkraft festhalten - Augsburger Allgemeine
Richard David Precht gehört zu den öffentlichen Figuren, deren Popularität mich ratlos zurücklässt. Nun hat Alexander Kissler einen hervorragenden Artikel über ihn geschrieben, der vieles beinhaltet, was ich ebenfalls denke.
Öffentliche Intellektuelle brauchen die Öffentlichkeit, damit sie ihren Intellekt vorführen können. Richard David Precht ist belesen genug. Auch mangelt es dem Mann aus dem nordrhein-westfälischen Solingen, dem Autor von mittlerweile 17 Büchern, fast allesamt populärwissenschaftliche Bestseller, dem stark nachgefragten Redner, Moderator, Talkshow-Gast, nicht an Resonanz. Es scheint, als habe Deutschland einen Narren an ihm gefressen.
Das war nicht immer so. Lange liesse sich darüber räsonieren, ob der mediale Aufstieg Prechts und das geistige Trudeln Deutschlands, der Wandel vom Land der Dichter, Denker, Ingenieure zur Republik der Bedenkenträger und der Pisa-Bildungskatastrophe, parallel zu denken sind. Die Gegenwart ist der Punkt, an dem sich die Kurven kreuzen.
Ohne Fleiss, ohne Sendungsbewusstsein, ohne Themengespür und ohne Telegenität wäre eine solche Laufbahn undenkbar. Ohne Spezialkenntnisse deutscher Nationalpsychologie freilich auch. Er weiss, was die Deutschen hören wollen. Selbst dann, wenn sie ihm nicht zustimmen, erfüllt er eine wichtige Funktion: Er zeigt durch sein Räsonieren, dass noch nicht alle Brücken abgebrochen sind zu einer Vergangenheit, als tatsächlich das öffentliche Denken die Deutschen ausgezeichnet hat.
Stets haben bei Precht in klar strukturierter Sprache und keinesfalls stotternder Rede die Grossen der Vergangenheit ihren Auftritt: Aristoteles! Hume! Kant! Sie sind die Grenzmarken am Wegesrand einer unaufhörlich plaudernden Suada. Werden sie explizit zum Thema, rümpft die akademische Zunft die Nase. Seine dreibändige «Geschichte der Philosophie», erschienen zwischen 2015 und 2019, erhielt von Universitätsgelehrten schlechte Noten. Ähnliches widerfuhr 2020 seinem Buch über künstliche Intelligenz.
Ausweislich seiner Wirkung gilt Precht als Denker der Massen. Sogar deren Unterbewusstsein adressiert er, wenn er über die Pflicht zur Selbstbindung nachdenkt – «dieses Gefühl, dass man der Gemeinschaft etwas schuldig ist, sollte Teil der Charakterbildung sein» – und neue Verbote fordert, etwa der Massentierhaltung oder von SUV in Innenstädten. Freiheit stellt Precht zuweilen unter staatlichen Verbotsvorbehalt. Damit ist ihm in einer freiheitsskeptischen Gesellschaft Applaus sicher.
Am 4. und 11. März verschärfte Precht die Nutzanwendung seiner pazifistischen Jugendlehren. Die Ukraine könne diesen Krieg militärisch nicht gewinnen, «das wissen wir alle». Die Frage sei, um welchen Preis sie ihn verlieren werde. Wäre es aber gemäss der Logik nicht besser, diesen Krieg mit wenigen Toten zu verlieren als mit Zehntausenden? Die rhetorische Frage beantwortete Precht sich später zur Sicherheit selbst: Die Ukraine habe ein Recht auf Selbstverteidigung, aber auch «die Pflicht zur Klugheit, einzusehen, wann man sich ergeben muss».
Da war sie wieder, die Prechtsche Lieblingskategorie, die Pflicht, die letztlich sehr preussische Pflicht, die Freiheiten beschneidet, um der Gemeinschaft zu dienen. Die «Durchhalteparolen eines Präsidenten, der sein Volk in einen Krieg schickt, den es verlieren muss» – gemeint war Wolodimir Selenski –, versagen vor diesem Anspruch aus der Düsseldorfer Kemenate. Dieser unbeirrbare Pazifismus kollidiert mit der aktuellen Mehrheitsmeinung, sein Fazit tut es nicht: «Ich möchte», schloss Precht, «dass das Morden aufhört.»
Einer fremden Nation die Kapitulation um des lieben Friedens willen zu empfehlen, steht am Ende eines langen Bildungsromans.
Ein Bundespräsident, der Solidaritätsbekundungen normalerweise sehr positiv gegenübersteht, setzt natürlich ebenfalls ein deutliches Zeichen, wenn er bestimmte unterlässt. Frank-Walter Steinmeier hat seine Teilnahme am Bundespresseball abgesagt, der in diesem Jahr ausdrücklich als Solidaritätsball für die Ukraine geplant ist und zu dem auch der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk kommt. Bundeskanzler Olaf Scholz wird dem Ball ebenfalls fernbleiben.
Melnyk bedauert die Entscheidung Steinmeiers. „Ich kann mir schon vorstellen, dass sich viele ukrainische Journalisten sowie der Vorstand der Bundespressekonferenz und natürlich zahlreiche Gäste darüber sehr gefreut hätten, wenn das deutsche Staatsoberhaupt diese geschichtsträchtige Benefiz-Gala und auch ihre noblen Ziele mit seiner Teilnahme politisch und menschlich unterstützt hätte“, sagte er der Deuschen Presse-Agentur. „Ich hoffe trotzdem, dass dieser Bundespresseball einen gewaltigen Impuls von Empathie und Support für die Ukraine, das ukrainische Volk und ganz besonders für freie ukrainische Medien geben wird.“
Im Bundespräsidialamt wird bestritten, dass die Absage mit Steinmeiers Verstimmung über Melnyk in Zusammenhang stehen könnte. Mit der Person des ukrainischen Botschafters habe diese Absage „null“ zu tun.
Melnyk bedauert Absage Steinmeiers für „Solidaritätsball für die Ukraine“ - Tagesspiegel
Die EU hat sich auf ein Digitalgesetz gegen “Hass und illegale Inhalte” verständigt. Bezüglich illegaler Inhalte ist das zu begrüßen, aber was ist “Hass” und wer bestimmt das? In Diskussionen hört/liest man häufig die Behauptung, Hass sei keine Meinung, was aus juristischer Sicht faktisch unzutreffend ist. Es ist auch irrelevant, ob Meinungen “dumm” oder “klug” sind. Meinungsäußerungsfreiheit ist ein Wert an sich, Staaten haben diese zu gewährleisten zu schützen. Jede Meinung, die nicht gegen Gesetze verstößt, ist legitim. Wer das anders sieht, sollte sein Demokratieverständnis überprüfen. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Gesetz das leistet, was es leisten soll, oder eine ähnliche Katastrophe ist, wie das Netzwerkdurchsetzungsgesetz.
Hassrede und andere illegale Inhalte im Internet müssen in der Europäischen Union künftig schneller gelöscht werden. Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten einigten sich am frühen Morgen in Brüssel auf ein Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act, DSA), das für eine strengere Aufsicht von Online-Plattformen und mehr Schutz der Verbraucher sorgen soll.
Unter anderem soll der DSA sicherstellen, dass illegale Inhalte wie Hassrede schneller aus dem Netz entfernt, schädliche Desinformation und Kriegspropaganda weniger geteilt und auf Online-Marktplätzen weniger gefälschte Produkte verkauft werden.
EU einigt sich auf Digitalgesetz gegen Hass - Tagesschau
In Diskussionen um den Krieg in der Ukraine wird nicht selten argumentiert, man solle Putin nicht reizen. Eine hochgradig bizarre Einstellung, wenn man das mal zuende denkt. Dieter Schnaas hat sich in einem lesenswerten Artikel damit beschäftigt.
Inzwischen beantwortet Scholz die Frage selbst – und zwar klar im Sinne Putins, denn: „Es darf keinen Atomkrieg geben.“
Es darf keinen Atomkrieg geben? Das ist natürlich richtig. Trotzdem ist alles falsch an diesem Satz. Erstens muss Scholz nicht eigens betonen, dass er sich keinen Atomkrieg wünscht - davon gehen wir aus. Zweitens macht der Kanzler sich Putins Angststrategie zu eigen. Drittens lädt er Putin ein, seine Atomschlagsdrohung in den nächsten Tagen zu konkretisieren. Viertens schwächt er das Verteidigungsbündnis NATO, dessen Abschreckung exakt darauf beruht, eine zu allem bereite Defensivität zu signalisieren. Fünftens annonciert der Kanzler damit abermals seinen europäischen Partnern: Ich gehe natürlich mit euch und reihe mich ein, aber ich stelle mich ganz gewiss nicht in die erste Reihe, wenn es darum geht, dem russischen Aggressor die Stirn zu bieten.
Sigmar Gabriel zum Beispiel, der vormalige SPD-Außenminister, warnt nicht etwa Putin vor einer Eskalation des Krieges (der sich nicht warnen, nicht mal bitten und schon gar nicht erbarmen lässt), sondern die EU- und Nato-Partner: Es sei nicht ausgeschlossen, dass Putin die Lieferung von Panzern mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen beantwortet. Ein vierfacher Offenbarungseid.
Erstens hat Gabriel die USA vor vier Jahren für die Anschaffung von „Mini-Nukes“ scharf kritisiert: Das Weiße Haus setze „falsche Signale“ der Aufrüstung, so Gabriel damals - nur um die Aufrüstung Russlands heute zum Anlass zu nehmen, vorsorglich die weiße Fahne zu hissen. Zweitens ist es aus individualpsychologischer Sicht wahrscheinlicher, jedenfalls mindestens genauso gut möglich, dass Putin jedes Signal der Schwäche des Westens als Aufforderung versteht, seine Amoralität auf die Spitze zu treiben – und diese Waffen einzusetzen. Drittens impliziert die Angst vor dem Einsatz taktischer Atomwaffen, sollte Putin auf den Gedanken verfallen, sich provoziert fühlen zu wollen, dass die Ukraine die Invasoren bloß nicht zurückdrängen darf: Sie ist dann dazu verdammt, diesen Krieg zu erdulden, ihn über sich ergehen lassen, sie darf sich ein wenig verteidigen, das schon, aber sie darf dabei keineswegs in die Offensive geraten, den Aggressor aus dem Land treiben – denn in diesem Falle könnte Putin ausgerechnet am 9. Mai, dem stolzen Militärparadentag zu Ehren des Großen Vaterländischen Sieges über Nazi-Deutschland verärgert sein und sich die Schatulle mit dem roten Knopf reichen lassen: Gott bewahre! Viertens können die Regierungen in Teheran und Pjöngjang taktisch-defensive Reaktionen auf die Drohgebärden Putins nur aus Bestätigung verstehen, mit der Forcierung ihrer Atomprogramme goldrichtig zu liegen – von Peking einmal zu schweigen, dass sich der prospektiven Einverleibung Taiwans damit schon heute recht sicher sein kann.
Obwohl er sich als deutscher, sozialdemokratischer Kanzler in der EU dazu doppelt aufgefordert fühlen müsste. Und obwohl es für den Kontinent in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kein größeres Risiko gibt als die imperiale Politik eines Diktators, für den Europa nichts weiter als ein Schachbrett und Schlachtfeld ist, geprägt von dominanten Figuren, taktischen Zügen und Bauernopfern, von Einflusssphären, Machtoptionen – und Mattzügen. Mit einem solchen Mann muss man nicht etwa unbedingt im Gespräch bleiben. Sondern einen solchen Mann muss man unbedingt bekämpfen, zum Feind erklären. Dazu sind weite Teile der SPD bis heute nicht bereit – und offenbar auch gedanklich und biografisch nicht in der Lage.
Die neue Weltunordnung - Wirtschaftswoche
Zum Ende der Rubrik wieder Sehenswertes. Uwe Steinhoff ist als Professor an der Universität von Hong Kong tätig. In diesem Video kritisiert er eine eine Folge der ehemals seriösen Wissenschaftssendung “Quarks” und erklärt, warum es nur zwei Geschlechter gibt. Heutzutage eine kontroverse Position.
Es gibt nur zwei Geschlechter. Das Geschlecht ist biologisch unter Bezug auf anisogametische Keimzellen definiert: das weibliche Geschlecht weist Entwicklungsschritte hin auf die Produktion von Eizellen auf, das männliche hin auf die von Spermien. Intersexualität ist kein drittes Geschlecht, denn einen dritten anisogametischen Keimzellentyp gibt es nicht. Varianzen bei Chromosomen, Hormonen, Gehirnstrukturen, Verhaltensweisen und ähnlichem sorgen nicht für ein Geschlechterspektrum, da Geschlecht über sie schlicht nicht definiert ist. Mithin verwandeln Gefühle einen Mann nicht in eine Frau: „Transfrauen“ sind keine Frauen. Das Video analysiert zudem die von Ranga Yogeshwar moderierte Quarks-Sendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt“ und zeigt, dass sie nicht einmal eine Definition von Geschlecht liefert, geschweige denn zeigt, dass es mehr als zwei gibt.
Der Arzt, Historiker, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Werner Bartens hielt einen Vortrag über Gendersprache und Cancel Culture.
Gendersprache & Cancel Culture, Vortrag | Dr. Werner Bartens Gendersternchen oder Binnen-I, "ens" als Ersatz für alle Possessivpronomen und gibt es überhaupt Mitgliederinnen? Die Benachteiligungen von Frauen auf fast allen gesellschaftlichen Ebenen sind unbestritten. Doch ändert sich das durch Gendersprache? Und wie werden Wörter wie Genie, Star, Leiche, Koryphäe gegendert? In diesem Vortrag vom 13.4.2022 im Rahmen der Lindauer Psychotherapie-Wochen (LPTW 22) zeige ich, warum die bisherigen Vorschläge zum Gendern leider grammatisch wie linguistisch inkonsistent und unlogisch sind und die Sprache nicht einfacher, sondern komplizierter machen. Mindestens so wichtig sind aber die möglichen Verlustanzeigen auf gesellschaftlicher Ebene: Was bedeuten die sprachlichen Veränderungen für die Art der Diskussion? Wen grenzen sie aus und wie exklusiv sind diese Initiativen? Droht eine Emotionalisierung und Infantilisierung der Debatten und letztlich Intoleranz? Und wer kümmert sich noch darum, die Verhältnisse zu ändern, wenn mit solchem Eifer um die richtige Wortwahl gestritten wird? Und was wäre die vorläufige Lösung?
Kultur
Coverversion der Woche: Lethargy - Kool Thing
Heute hat Kim Gordon von Sonic Youth Geburtstag. Da die Band nicht unerheblich zu meiner musikalischen Sozialisation beitrug, fiel die Auswahl leicht. Das Stück “Kool Thing” erschien erstmals im Juni 1990 in den USA und im September des Jahres in Europa als erste Singleauskoppklung des sechsten Albums “Goo”. Eine Platte, die bei mir damals monatelang auf Schleife lief.
Das Lied ist von einem Interview inspiriert, das Kim Gordon mit LL Cool J. für das Magazin “Spin” führte. Zwar wird er nicht namentlich erwähnt, aber der Text enthält zahlreiche Verweise auf den Rapper. Sie nimmt dabei unter anderem Bezug auf die Single „I Can’t Live Without My Radio“ und das Album “Walking with a Panther”. Sie wiederholt zudem die Zeile "I don't think so", die in "Going Back to Cali" vorkommt. An der Aufnahme hat Chuck D. von Public Enemy mitgewirkt, der mit gesprochenen Teilen zu hören ist. Sonic Youth ist zwar nicht die erste Band, die mit Lärm als Kunstform gearbeitet hat, aber durch sie wurde ich mit diesem Konzept vertraut gemacht.
Die Coverversion stammt von der spanischen Band Lethargy und wurde im Jahr 2008 auf dem Album “Music Biz” veröffentlicht.
Epilog
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